ANTI-TERROR-EINSATZ IN RUSSISCHER REGION DAGESTAN BEENDET

Bewaffnete Angreifer haben bei Attacken auf orthodoxe Kirchen und Synagogen in der russischen Kaukasusrepublik Dagestan 19 Menschen getötet. Gouverneur Sergej Melikow sprach am Montag von einem "Terrorakt". Unter den Todesopfern der Angriffe vom Sonntag seien neben einem Priester auch 15 Polizisten, erklärte das russische Untersuchungskomitee. Fünf Täter seien "liquidiert" und ihre Identität festgestellt worden. Ob noch Angreifer auf der Flucht waren, war zunächst unklar.

Der Ermittlungsbehörde zufolge richteten sich die Anschläge gegen zwei orthodoxe Kirchen, eine Synagoge und einen Polizei-Kontrollpunkt. Ermittelt wird wegen "terroristischer Handlungen". Vertreter der jüdischen Gemeinde erklärten, bei dem Angriff sei auch eine zweite Synagoge in Brand gesetzt worden.

Die Angriffe, zu denen sich zunächst niemand bekannte, fanden in Dagestans Hauptstadt Machatschkala und im nahe gelegenen Derbent statt. Außerdem schossen Bewaffnete in der zwischen Machatschkala und Derbent gelegenen Ortschaft Sergokala auf ein Polizeiauto und verletzten dabei einen Polizisten.

"Wir wissen, wer hinter diesen Terroranschlägen steckt und welche Ziele sie verfolgen", betonte Dagestans Gouverneur Melikow. Der Gouverneur machte Anspielungen auf den Ukraine-Konflikt: "Wir müssen verstehen, dass der Krieg auch in unsere Häuser kommt. Wir haben es bereits gespürt, aber heute stehen wir ihm gegenüber", erklärte er. Alle Mitglieder der an den Angriffen beteiligten "Schläferzellen" würden verfolgt werden, sagte der Gouverneur weiter.

Die Angriffe ereigneten sich rund drei Monate nach dem Anschlag auf die Konzerthalle Crocus City Hill in einem Vorort von Moskau mit mehr als 140 Todesopfern, zu dem sich die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) bekannt hatte. Russische Behörden hatten damals Kiew vorgeworfen, eine Rolle bei dem Angriff gespielt zu haben, ohne jemals Beweise vorzulegen.

Die mehrheitlich muslimische Region Dagestan liegt im Nordkaukasus an der Grenze zu Georgien und Aserbaidschan. Im April waren in der Teilrepublik vier Menschen im Zusammenhang mit dem Anschlag auf die Crocus City Hall festgenommen worden. Sie sollen nach Angaben des russischen Geheimdienstes FSB Geld und Waffen für den Anschlag geliefert haben.

Zahlreiche Kämpfer aus Dagestan hatten sich in den vergangenen Jahren dem IS in Syrien angeschlossen. In der Nachbarrepublik Tschetschenien kämpften die russischen Behörden in den 90er-Jahren in zwei blutigen Kriegen gegen islamistische Separatisten. Seit dem Ende der Tschetschenien-Kriege befinden sich die russischen Behörden in einem schwelenden Konflikt mit militanten Islamisten aus dem gesamten Nordkaukasus, bei denen bereits zahlreiche Zivilisten und Polizisten getötet wurden.

Der Kreml wies am Montag die Möglichkeit einer Rückkehr einer Gewaltwelle, wie sie die Kaukasusregion in den 90er und 2000er-Jahren erschüttert hatte, zurück. Russland habe sich verändert, die russische Gesellschaft sei "gefestigt", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Montag. "Solche Erscheinungsformen des Terrorismus werden von der Gesellschaft in Russland oder in Dagestan nicht unterstützt." Peskow beklagte, dass im Kreml kein Beileidstelegramm aus den in Moskau als "unfreundliche Staaten" eingestuften Ländern - dazu zählen neben den USA unter anderem Länder der EU - eingegangen sei. Einen Auftritt von Präsident Wladimir Putin zu den Anschlägen wird es Peskows Angaben nach nicht geben. Die Beileidsbekundungen an die Hinterbliebenen richtete Putin so nicht persönlich, sondern lediglich über seinen Pressesprecher aus.

Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. verurteilte die Angriffe auf die christlichen und jüdischen Gotteshäuser in Dagestan. Er sei zutiefst schockiert über die terroristischen Attacken in den Städten Derbent und Machatschkala, heißt es laut Kathpress in einer vom Patriarchat in Moskau am Montag veröffentlichten Schreiben. Kyrill bestätigt darin, dass sich unter den Getöteten auch der orthodoxen Erzpriester Nikolai Kotelnikow aus Derbent befindet. Mit dem Angriff am orthodoxen Pfingstfest versuchten die Täter, Hass und Zwietracht zwischen verschiedenen Nationalitäten, Kulturen und Religionen zu säen sowie den interreligiösen Frieden zu zerstören, so der Moskauer Patriarch. Kyrill forderte dazu auf, sich gegen eine Radikalisierung des religiösen Lebens und jeglichen Extremismus zu stellen.

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