WASHINGTON: BIDEN ERLEBT EIN DESASTER IN DER FERNSEHARENA — RUFE NACH RüCKTRITT

Panik und Rücktrittsrufe bei den Demokraten: Joe Bidens Fernsehduell mit Donald Trump, seinem Vorgänger im Weißen Haus zu beobachten, war „schmerzhaft“, wie Van Jones sagte, Demokrat und Kommentator auf CNN. Der Sender hatte das Streitgespräch life übertragen. „Ich liebe Joe Biden, ich habe für ihn gearbeitet, ich will aus meinem Herzen sprechen, aber heute hat er versagt“, sagte Jones. „Aber der Parteitag ist noch lange hin, wir haben noch Zeit, wenn er uns erlaubt, etwas zu tun.“

Ähnlich John King, ebenfalls CNN-Kommentator. Schon während der ersten Minuten der Debatte habe sein Telefon pausenlos geklingelt, mehr als je zuvor, und die Stimmung bei den anrufenden Demokraten sei bis zur Panik gewachsen. Worte wie „Eisenbahnunfall“ und „Desaster“ seien gefallen. Aber Biden, gab Mitdiskutant David Axelrod zu bedenken, habe die Vorwahlen gewonnen, den Demokraten seien legal die Hände gebunden. Und er selber sei zu stolz, etwas zu tun.

Wahl am 5. November

Eine repräsentative Auswahl von Zuschauern, die nach der Debatte befragt wurden, schloss sich dieser Einschätzung an. Nur 33 Prozent glaubten, Biden habe gewonnen, hingegen glaubten 67 Prozent, Trump habe gewonnen. Vor der Debatte war es halbe-halbe gewesen. 57 Prozent der Befragten glauben, Biden sei grundsätzlich nicht in der Lage, das Land zu führen, aber nur 44 Prozent hatten überhaupt kein Vertrauen zu Trump.

Lang war es erwartet worden, das Duell zwischen Trump und Biden. Strenge Regeln hatte CNN aufgestellt: Zwei Minuten, um die gestellte Frage zu beantworten, eine Minute Erwiderung, dann wird das Mikro abgestellt. Jake Tapper und Dana Bash hatten offenbar befürchtet, dass ihnen Trump über den Mund fuhr oder sie beschimpfte. Aber der Republikaner, meist finsteren Gesichts und kampflustig, hatte sich im Griff. Er hämmerte seine Punkte heim, fast ohne abzuschweifen.

Hingegen Biden: Der Präsident schlurfte auf die Bühne und baute von da an sichtlich ab. Er sprach langsam und undeutlich, verschluckte Silben, machte lange Pausen, verlor seine Gedanken und vergaß, was er gerade noch sagen wollte. Mal erstarrte sein Gesicht, mal hielt er den Mund längere Zeit offen und schien zu sabbern, oder mäanderte sinnlos im Wortsalat vor sich hin. Beispiel: „Wir stellen sicher, dass wir in der Lage sind, dass jede einzelne Person, äh, berechtigt, das tun wir, äh, für Covid, Entschuldigung, hmm, uns damit beschäftigen, was wir zu tun haben, uh, also, wir haben Medicare endlich geschlagen.“ Darauf hin Trump. „Das haben Sie.“

Ansonsten, wie im richtigen Leben, hatte der Zuhörer praktisch von Anfang an das Gefühl, die beiden Präsidenten lebten auf verschiedenen Planeten. Trump pries die amerikanische Wirtschaft unter Trump als die beste aller Zeiten an, der Neid der Welt, schuldenfrei sei das Land gewesen, die besten Arbeitsmarktzahlen aller Zeiten, keine Inflation. Hingegen Biden: Als er die Führung übernommen habe, sei die Wirtschaft flach auf dem Boden gelegen, hohe Arbeitslosigkeit, er habe sie reanimieren müssen.

Zur Ukraine meinte Trump, wäre er noch Präsident, hätte sich Putin nicht getraut, dort einzumarschieren, aber kein Führer der Welt nehme Biden ernst. Jedesmal, wenn Wolodymyr Zelinky in die USA marschiere, komme er mit sechzig Milliarden Dollar wieder raus. Er hingegen würde die Europäer zwingen, zu bezahlen, denn der Ukrainekrieg sei deren Problem, zwischen Russland und Amerika liege ein Ozean.

Trump weiter: So wie Biden aus Afghanistan herausgegangen sei, das sei der Tag der größten Schande in der Geschichte von Amerika gewesen, er hätte das anders gemacht — was ihm übrigens ja unbenommen gewesen wäre. Mit ihm hätte es den Überfall der Hamas auf Israel nicht gegeben, denn er habe den Iran arm gehalten. Nun wurde Biden fuchtig; er habe noch nie so viel Blödsinn gehört. Daraufhin warfen sie beide gegenseitig vor, Amerika in den Dritten Weltkrieg treiben zu wollen.

Vor allem aber kam Trump immer wieder auf sein wichtigstes Thema zurück: Die Krise an der Grenze. Amerika werde mit Millionen von illegalen Immigranten überflutet, die Drogen mitbrächten, amerikanische Mädchen vergewaltigten und Einheimische umbrächten und den Afro-Amerikanern die Jobs stehlen würden. Biden lasse die in Luxushotels unterbringen, die Immigranten würden die Sozialkassen plündern, während Armeeveteranen auf der Straße schliefen.

Biden versuchte am Anfang noch, präsidential zu wirken, aber bald beschimpfte er Trump als Lügner, verurteilten Kriminellen, Möchtegern-Diktator und Heulsuse. „Sie hatten doch Sex mit einem Pornostar, während Ihre Frau schwanger war“, sagte er. Trump: „Nein, hatte ich nicht, aber Ihr Sohn Hunter ist ein vorbestrafter Krimineller.“ Daraufhin Biden: Trump habe sich über Veteranen lustig gemacht und sie Versager und Dummköpfe genannt; sein Sohn war im Irak, der sei kein dummer Versager.

Trump stritt das empört ab. Er behauptete auch, die Demokraten wollten Abtreibung noch nach der Geburt eines Baby erlauben, während Biden ihn beschuldigte, Nazis zu unterstützen. CNN machte nach der Debatte einen Faktencheck und stellte fest, dass viele von Trumps Behauptungen falsch oder übertrieben waren. Allerdings habe auch Biden Unwahres gesagt. Dessen größtes Problem war aber eher, überhaupt verstanden zu werden.

Biden erholte sich rasch

Erstaunlicherweise hatte sich Biden bei der Wahlparty gleich danach wieder erholt. Kamala Harris, Bidens wenig beliebte Vizepräsidentin trat danach ebenfalls bei CNN an und verteidigte Biden vorbehaltlos. Was Biden gesagt habe, sei gut gewesen, seine Leistung in den letzten dreieinhalb Jahren hervorragend, sie wolle nun nicht über die Debatte reden, die halt „ein bisschen langsam“ gewesen sei. Anderson Cooper, dem Reporter gelang es nicht, ihr ein einziges kritisches Wort zu entlocken.

Anders allerdings geht es vielen anderen Demokraten. Die New York Times machte ein „Crescendo von Rufen“ innerhalb der Partei aus, dass Biden zur Seite treten solle, teils offen und in Social Media, hauptsächlich aber noch hinter vorgehaltener Hand. “Parteien existieren, um zu gewinnen“, sagte ein ungenannter demokratischer Stratege zur Times. „Aber dieser Mann auf der Bühne mit Trump kann nicht gewinnen. Die Angst vor Trump hat bisher Kritik gegen Biden zum Schweigen gebracht, aber nun wird dieselbe Angst ihn zwingen wollen, zurückzutreten.

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