JUNGER WIENER (20) VOR GERICHT: GAB ES PLäNE FüR EINEN ANSCHLAG?

Ein 20-jähriger Wiener steht heute wegen Beteiligung an einer Neonazi-Gruppe und der Erörterung von Anschlagsplänen vor Gericht.

In Wien beginnt heute der Prozess gegen einen 20-jährigen Mann, der beschuldigt wird, Mitglied einer internationalen Neonazi-Gruppe gewesen zu sein. Der junge Wiener soll in geheimen Internet-Foren Anschlagspläne diskutiert haben und wird unter anderem wegen NS-Wiederbetätigung und krimineller Vereinigung angeklagt.

Anschuldigungen und Ermittlungen

Der Angeklagte schloss sich als 17-Jähriger der rechtsterroristischen „Feuerkrieg Division“ an, einer bis zu 70 Mitglieder umfassenden, online vernetzten Bewegung. Diese Gruppe propagierte einen „Rassenkrieg“ und „weißen Jihadismus“ und befürwortete Attentate auf Synagogen und Moscheen. Die „Feuerkrieg Division“ ist mittlerweile zerschlagen. Im Mai 2023 wurde bei einer Hausdurchsuchung bei dem jungen Mann einschlägiges Propagandamaterial, NS-Devotionalien und Schusswaffen gefunden. In dem Netzwerk „Riot“ der „Feuerkrieg Division“ soll er zu Terroranschlägen aufgerufen und Anleitungen zum Bombenbauen sowie zur Herstellung von Schusswaffen verbreitet haben.

Keine konkreten Anschlagspläne nachweisbar

Die Staatsanwaltschaft Wien wirft dem Angeklagten nationalsozialistische Wiederbetätigung, kriminelle Vereinigung, Verhetzung und Aufforderung zu strafbaren Handlungen vor. Konkrete Beweise für geplante Anschläge ließen sich jedoch nicht manifestieren. Es bleibt abzuwarten, wie der 20-Jährige sich vor Gericht verantworten wird. Sein Verteidiger Peter Kraus wollte auf APA-Anfrage unter Verweis auf seine Verschwiegenheitspflicht keine Stellungnahme abgeben.

Von der Schule nichts bemerkt

Die HTL, an der der Angeklagte 2021 maturierte, wusste laut Schulleitung nichts von seinen rechtsextremen Aktivitäten. Er galt als verschlossener, aber mustergültiger Schüler. Gemeinsam mit Mitschülern entwickelte er im Rahmen eines Maturaprojekts eine SciFi-Serie, die sogar auf einem Privatsender ausgestrahlt wurde, berichten Medien.

Radikalisierung und Ermittlung

Die österreichischen Verfassungsschützer wurden 2021 auf den damals 17-Jährigen aufmerksam. Unter dem Usernamen „vOOrm“ soll er sich der „Feuerkrieg Division“ angeschlossen haben und rechtsextreme, gewaltverherrlichende Inhalte geteilt haben. Die Ermittlungen gestalteten sich schwierig, da der Angeklagte seine Spuren durch Verschlüsselung verschleierte. Erst internationale Kooperationen und detaillierte Chatanalysen führten zur Identifikation des Angeklagten.

Kontakt zu Attentäter von Bratislava

Chats des Angeklagten offenbaren sein Gewaltpotenzial. Er diskutierte über den Einsatz von tödlichem Chlorgas und äußerte antisemitische und islamfeindliche Gewaltfantasien. Zudem hatte er Kontakt zu einem Attentäter, der 2022 in Bratislava zwei Menschen tötete. Der Angeklagte sammelte Informationen über rechtsterroristische Anschläge und besorgte sich militärische Ausrüstung. Erkundigungen nach dem Wiener Stadttempel der Israelitischen Kultusgemeinde deuten darauf hin, dass dies ein mögliches Anschlagsziel gewesen sein könnte. Der Verfassungsschutzbericht 2023 zeigt auch, dass der Angeklagte an Treffen der Identitären Bewegung Österreich (IBÖ) teilnahm und Info-Material von dieser bezog.

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