TIJAN SILA GEWINNT 48. INGEBORG-BACHMANN-PREIS

Am Donnerstag, Freitag und Samstag haben 14 Autorinnen und Autoren in Klagenfurt ihre Texte vorgelesen bzw. vorgetragen. Beim 48. Ingeborg-Bachmann-Preis wurde gelacht, diskutiert, gestritten, analysiert und geweint, der KURIER hat mehrfach berichtet. 

Der in Sarajevo geborene und seit 1994 in Deutschland lebende Autor Tijan Sila hat am Sonntag in Klagenfurt den 48. Ingeborg-Bachmann-Preis gewonnen. "Der Tag, an dem meine Mutter verrückt wurde" heißt der Siegertext, in dem sich der Erzähler anhand seiner Familie mit dem Weiterwirken des Balkankriegs in der Psyche der Menschen beschäftigt. Der Auszug aus einem in Entstehung befindlichen Roman bekam 23 Jury-Punkte - mit Abstand die meisten.

Vier Preise wurden von der siebenköpfigen Jury vergeben, in der heuer der Grazer Germanist Klaus Kastberger erstmals den Vorsitz führte.

Der Hauptpreis, der "Ingeborg-Bachmann-Preis", gestiftet von der Landeshauptstadt Klagenfurt am Wörthersee in der Höhe von 25.000 Euro, sicherte sich Tijan Sila. Der in Sarajevo geborene und in Deutschland lebende Schriftsteller siegte mit einem berührenden Text über das Trauma eine bosnischen Familie. 

Den "Deutschlandfunk-Preis", gestiftet von Deutschlandradio in der Höhe von 12.500 Euro, gewann Denis Pfabe (Stichwort: Baumarkt).

Den KELAG-Preis,  gestiftet von der Kärntner-Elektrizitäts-Aktiengesellschaft in der Höhe von 10.000 Euro, nahm Tamara Štajner entgegen.

Der "3sat-Preis", gestiftet von 3sat, dem Gemeinschaftsprogramm der öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten ZDF, ORF, SRG und ARD in der Höhe von 7.500 Euro, die Österreicherin Johanna Sebauer (Stichwort: Gurkerl).

Der mit 7.000 Euro dotierte Publikumspreis mit Stadtschreiberstipendium, gestiftet von der BKS Bank, wurde mittels Publikumsvoting ermittelt. Gewonnen hat diesen ebenfalls Johanna Sebauer. Sebauer ist mit drei Preisen die Gewinnerin des Abends. Die in Deutschland lebende Österreicherin legte 2023 ihren Debütroman "Nincshof" bei Dumont vor. 

Laudatio

Tijan Silas Text "Der Tag, an dem meine Mutter verrückt wurde" überzeugt die Jury. Eingeladen wurde er von Jurymitgleid Philipp Tingler. Tingler sagte nach der Preisverleihung, man höre jetzt die kürzeste Laudatio. Sila habe ihn beeindruckt durch den Ton des Textes. Man sehe das Verrutschen einer Alltäglichkeit, die die Kulisse sei für das Durchscheinen von brutaler Härte, die gemildert werde durch den eigenen und einzigartigen Stil Eine Mischung aus Pointiertheit, Tragikomik und Melancholie. Das Wort Trauma habe man oft genug gehört, er möchte von der Weitergabe einer Last in Familien sprechen, so Tingler. „Ich freue mich unheimlich auf den Roman, aus dem wir diesen Text gehört haben.“

Die Autorinnen und Autoren

Gelesen haben heuer die Schweizerin Sarah Elena Müller, die Österreicherin Ulrike Haidacher, der Schweizer Roland Jurczok, Tijan Sila (geboren in Sarajevo, wohnhaft in Kaiserslautern), Christine Koschmieder und Sophie Stein aus Deutschland, der finnisch-britische Autor und Slam-Poeten Henrik Szántó, der Deutsche Denis Pfabe. Olivia Wenzel und Wienerin Kaśka Bryla, Semi Eschamp, die in Hamburg lebende Österreicherin Johanna Sebauer, Miedya Mahmod und die in Wien lebende slowenische Musikerin und Autorin Tamara Štajner.

2024-06-30T10:31:44Z dg43tfdfdgfd