MEHR PERSONAL IN WIENS SPITäLERN, ABER MINUS IM BEREICH PFLEGE

Der massive Personalengpass in den Wiener Krankenhäusern hat im Vorjahr zu dramatischen Meldungen aus dem Spitalsbetrieb geführt. So mussten hunderte Betten auch wegen Personalmangels gesperrt bleiben, Operationstische konnten nicht bespielt werden. Zu zahlreichen Gefährdungsmeldungen kam auch ein Warnstreik des ärztlichen Personals der Zentralen Notaufnahme in der Klinik Ottakring. Im Dezember 2023 organisierte die Ärztekammer einen Protestmarsch durch die Wiener Innenstadt, an dem ein paar Hundert Spitalsärztinnen und -ärzte teilnahmen. Zu einem ebenfalls von der Kammer angedrohten wienweiten Streik des Spitalspersonals kam es aber nicht.

Der Engpass im Spitalsbereich, der sich durch die Corona-bedingte Abwanderungswelle noch verstärkt hat, wurde von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) nicht bestritten. Er verwies aber auch auf den allgemeinen, branchenübergreifenden Fachkräftemangel und die Pensionierungswelle. Zudem seien zahlreiche Gegenmaßnahmen gesetzt worden, um die Entwicklung zu bremsen – darunter ein Ausbau der Ausbildungsplätze, höhere Zulagen und Prämien oder ein Anwerbebonus.

Aus dem am Donnerstag veröffentlichten erweiterten Personalbericht 2023 des Wiener Gesundheitsverbunds (Wigev) geht nach Ansicht des städtischen Spitalsträgers nun hervor, dass die ersten Maßnahmen gefruchtet haben. So sei im Vorjahr eine positive Entwicklung im Personalbereich verzeichnet worden. Konkret hat sich die Anzahl der Beschäftigten über alle Berufsgruppen hinweg von 2022 auf 2023 um genau 33 Beschäftigte erhöht. "Wir haben damit eine Kehrtwende erreicht und werden alles daransetzen, diesen Kurs konsequent und in allen Berufsgruppen weiterzuführen", sagte Wigev-Generaldirektorin Evelyn Kölldorfer-Leitgeb bei der Präsentation.

Weniger Fachärztinnen und -ärzte als 2019

In wichtigen Personaldetails sieht die Entwicklung im Wigev aber weiterhin nicht so rosig aus. Im Bereich der Fachärztinnen und Fachärzte änderte sich der Personalstand in den vergangenen Jahren nur marginal. So gab es 2019, also dem Jahr vor Ausbruch der Corona-Pandemie, insgesamt 1832 Fachärztinnen und Fachärzte. 2023 waren es sieben Personen weniger. Zu berücksichtigen ist hier auch, dass es in den vergangenen Jahren ein massives Bevölkerungswachstum in Wien gegeben hat.

Laut Personalbericht des städtischen Spitalsträgers verrichten insgesamt rund 200 Ärztinnen und Ärzte mehr als vor der Covid-Pandemie ihren Dienst im Wigev. Das kommt allerdings nur dadurch zustande, dass die Zahl der Ärztinnen und Ärzte in Ausbildung deutlich gesteigert werden konnte. Die ärztlichen Ausbildungsstellen wurden seit dem Jahr 2022 um rund 18 Prozent erhöht. Erst in einigen Jahren dürfte sich dieser Anstieg im Bereich der Fachärzte niederschlagen.

Ähnlich sieht es im Mangelfach Pflege aus. Hier kam es sogar insgesamt zu einem Rückgang von 12.608 Beschäftigen im Vor-Corona-Jahr 2019 auf zuletzt 12.439 Beschäftigte. Das ist ein Minus von 169 Personen. Hier verweist der Wigev aber darauf, dass die Ausbildungsplätze gemeinsam mit Kooperationspartnern zuletzt von 2300 auf 4400 annähernd verdoppelt werden konnten.

Insgesamt hält sich die Personalfluktuation beim städtischen Spitalsträger mit rund zehn Prozent auf einem konstanten und auch im Branchenvergleich üblichen Niveau, versicherte Kölldorfer-Leitgeb. In anderen Ländern gebe es im Gesundheitsbereich mehr als 30 Prozent Fluktuation, meinte sie mit Verweis auf Deutschland.

Spitalsbett für alle, die es benötigen

Stadtrat Hacker gab als Prämisse aus, dass alle Wienerinnen und Wiener ein Spitalsbett bekommen sollen, wenn sie eines brauchen. Das sei angesichts des Personalmangels über alle Branchen "durchaus eine Herausforderung". Die Stadt habe bereits entsprechende Anstrengungen unternommen. "Wir können die Früchte noch nicht ernten, aber haben sie bereits gesät."

Neben dem Ausbau der Ausbildungsplätze und der Erhöhung der Zulagen und Prämien hat sich laut Wigev auch der Anwerbebonus bewährt: Für bestehende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gibt es 1000 Euro, wenn eine angeworbene Person angestellt wird und zumindest sechs Monate im Wigev bleibt. Im Vorjahr sind auf diese Weise 700 Personen rekrutiert worden, sagte Wigev-Personalchef Martin Walzer. (David Krutzler, 23.5.2024)

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