AB JULI STEHT DAS OBERE BELVEDERE IN FLAMMEN

Bis jetzt war der Sommer in der Musikstadt Wien opernfrei. Das wird sich ab 1. Juli ändern: Da feiert der "Wiener Opernsommer Belvedere" Premiere.

Wenn man an Sommertagen Oper genießen wollte, führte einen stets der Weg raus aus der Bundeshauptstadt Wien zur Oper im Steinbruch im Burgenland, oder etwa zu den Salzburger und Bregenzer Festspielen. Das will der Dirigent Joji Hattori nun ändern: Ab 1. Juli holt er die Oper auch in den warmen Tagen nach Wien.

Der Opernsommer Belvedere feiert am 1. Juli Premiere mit "Don Giovanni", Hattori fungiert als Intendant und Dirigent gleichermaßen, Dominik Am Zehnhoff-Söns wird die Regiearbeit übernehmen. Die sonstige Spielzeit von drei Stunden wurde auf zwei hinunter gekürzt: "Ich habe Don Giovanni selbst einmal in Madrid gesehen und habe mich gelangweilt", so Regisseur Am Zehnhoff-Söns.

Deswegen wird zur besseren Verständlichkeit ein Singspiel konzipiert, die Sprechakte werden mit deutschen Dialogen ersetzt. Die Oper soll so nahbarer und vor allem spannender werden. Für alle fremdsprachigen Besucher wird eine App ("operaguru") zur Verfügung gestellt, die simultan übersetzt, dafür wird ein eigenes WLAN am Gelände konzipiert. Bis 20. Juli werden gesamt zehn Vorführungen der Mozart-Oper gezeigt.

Die Hauptrollen der Oper übernehmen Thomas Tatzl und Volksoper-Liebling Juliette Khalil. "Sie ist wohl die Erste, die drei Rollen in der Fledermaus verkörpert hat", so Hattori, "Auch bei der Formel 1 am Spielberg hat sie die Bundeshymne schon gesungen."

Für das Bühnenbild ist Manfred Waba verantwortlich, der mit der größten Geige der Welt 2018 bei der "Gräfin Mariza" in Mörbisch für Furore sorgte. Das Belvedere will er aber "nicht verbauen, sondern verstärken". Dafür wird eine 60x20 Meter große Leinwand aufgestellt, die aber die Künstler nicht erschlagen soll. Diese und das Schloss selbst sollen im Fokus stehen.

Denn die Spielzeit beginnt auch schon um 20 Uhr und somit im Hellen, so spielt der erste Akt noch bei Tageszeit und die Projektionen kommen erst beim zweiten zum Einsatz. Bis schließlich das Belvedere durch die Grafiken buchstäblich in Flammen aufgeht. "Da hat es dem Brandschutz-Beauftragen die Haare aufgestellt", so Christian Klement, der für die Organisation verantwortlich ist.

1.400 Zuschauer nehmen in den 20 Sitzreihen Platz im Oberen Belvedere Platz, die Karten kosten zwischen 69 und 149 Euro. Doch bis 20.45 Uhr kann man die Oper auch gratis genießen, denn der Schlossgarten ist bis 21 Uhr noch geöffnet. Die Lautsprecher werden jedoch so eingestellt, dass man nur optisch in den Genuss von "Don Giovanni" kommt.

Und was, wenn die Vorstellungen ins Wasser fallen? "Die Sänger sind nicht aus Zucker und das Orchester sitzt sowieso im Trockenen", lacht der Intendant, "bei leichtem Regen wird die Oper fortgesetzt." Denn das Orchester sitzt im ehemaligen Löwenzwinger von Prinz Eugen, der Sound wird aufgenommen und dem Publikum live vorgespielt.

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