FISCHOTTER BEDIENEN SICH MITTEN IN WEYARN – PäCHTER: „AUFGEBEN KEINE OPTION“

An den Klosterweihern

Fischotter bedienen sich mitten in Weyarn – Pächter: „Aufgeben keine Option“

Sie bedienten sich an den Fischen im Klosterweiher in Weyarn wie an einem Buffet. Doch der Pächter gab nicht klein bei. Er hat den Fischottern den Kampf angesagt.

Weyarn – Die Tafel war reich gedeckt – und die Gäste griffen beherzt zu. Fischotter entdeckten im Winter 2022 die Weyarner Klosterweiher und fraßen den reichen Besatz fast vollständig weg. Pächter Bert Höll war jedoch nicht bereit, seine Fischgründe aufzugeben. Anfang des Jahres zog er einen Elektrozaun um die Weiher – und das hält die kleinen Räuber offenbar erfolgreich fern.

Hungriger Rückkehrer

Sie sind wieder da. Entlang der Flüsse kehren Fischotter, lange Jahre völlig aus Bayern verschwunden, aus Rückzugsräumen im Osten wieder in ihre alten Lebensräume zurück. Ruhige, saubere und fischreiche Gewässer, renaturierte Ufer – es spricht für die wachsende Biodiversität des Freistaats, wenn Fischotter hier wieder semiaquatische Biotope besiedeln. Die kleinen Raubtiere sind clevere Jäger und immer hungrig – und gedeihen auch deswegen so gut, weil sie gnadenlos die mit viel Aufwand gehegten Fischreviere von Berufs- und Hobbyfischern plündern.

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Bert Höll kann ein Lied davon singen. Der Neukirchner hat seit 2018 die Weiher unterhalb des Weyarner Klosters von der Gemeinde gepachtet – mit der Auflage, die Weiher samt Umfeld zu pflegen. Der Hobbyfischer übernahm und hegte einen schönen Fischbestand, mit teils majestätischen Karpfen. Doch das war einmal. „Im Winter 2022 ist der erste Fischotter aufgetaucht“, sagt Höll. Und das Angebot sprach sich herum. Eine Wildkamera bestätigte schließlich den Verdacht. Bis zu drei Tiere schmausten in den Teichen. „Die können in einer Nacht bis zu 30 Kilometer laufen.“

Regelmäßig angefressene Fische

Höll fand regelmäßig angefressene Fische am Ufer, die Weiher leerten sich. „Sie haben ihr Revier unten an der Mangfall“, vermutet der Hobbyfischer. Den Aufstieg nahmen die Otter gern in Kauf, da sie in den Teichen leichtes Spiel hatten. „Es gibt in der Region kaum noch Gewässer, die vor ihnen sicher sind“, weiß Höll. Je kleiner der Teich, desto attraktiver, „weil die Fische nicht aus können und die Jagd sehr einfach ist“.

Zuerst waren die Karpfen fällig. „Die mögen Fischotter am liebsten“, sagt Höll. Teils über zehn Kilo schwere Exemplare zogen die Räuber ans Ufer. Dann ging es den bunten Koi-Karpfen an den Kragen, es folgten Forellen und Saiblinge, schließlich Zander. „Fischotter vertilgen bis zu ein halbes Kilo pro Mahlzeit“, weiß Höll. Dass sie nur altersschwache Fische erwischen, hält er für eine Mär. „Die holen sich, was schmeckt.“

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In den Klosterweihern war bald tabula rasa. Der obere Weiher war im vergangenen Jahr so gut wie leergefischt. Was tun? „Ich habe mich lang gegen einen Zaun gesträubt“, berichtet Höll. Fischverluste durch Reiher und Kormorane seien zu verkraften, aber nicht das systematische „Abgrasen“ der Fischotter. „Sie sind schlau und dürfen nicht bejagt werden“, sagt der Neukirchner. Wolle man die jahrhundertealte Tradition der Klosterweiher als Fischgewässer erhalten, bleibe nur der Elektro- Zaun. Höll hegt keinen Groll auf die Otter, „aber Aufgeben war für mich keine Option“.

„Als Dauerlösung nicht wünschenswert“

Der Pächter setzte junge Fische ein, entfernte Büsche vom Ufer und baute im Februar und März einen kleinen Elektrozaun um die Teiche –in Absprache mit der Gemeinde und dem Landratsamt, wie Bürgermeister Leonhard Wöhr betont. Etwa 1000 Euro hat Höll investiert. „Als Dauerlösung ist der Zaun nicht wünschenswert“, sagt Wöhr. Höll jedoch macht ihm da wenig Hoffnung: „Ohne Zäune lassen sich Fischteiche nicht mehr halten. Diese Zeiten sind vorbei.“

Dass der Elektrozaun wirkt, belegte bereits die Wildkamera. Zu sehen ist, wie ein Otter heranschleicht, unter dem untersten Band durchschlüpfen will, aber bei Berührung zurückschreckt und das Weite sucht. Höll ist sich sicher, dass es der kleine Räuber nicht das letzte Mal versucht hat: „Er wird regelmäßig vorbeischauen, ob nicht doch was geht.“

2024-04-20T06:27:30Z dg43tfdfdgfd