WILLI ODER ANZENGRUBER? BüRGERMEISTER-STICHWAHL IN INNSBRUCK GESTARTET

Die Innsbrucker Bürgermeisterstichwahl zwischen Amtsinhaber Georg Willi (Grüne) sowie Herausforderer und Ex-ÖVP-Vizebürgermeister Johannes Anzengruber (JA - Jetzt Innsbruck) hat begonnen. Willi gab sich vor seiner Stimmabgabe „vorsichtig optimistisch“. Die Anspannung sei groß, er würde jedenfalls „gerne Bürgermeister bleiben“. Anzengruber gab sich beim Urnengang im Stadtteil Arzl erneut siegessicher: „Ich gehe davon aus, dass ich die Nase vorne habe.“

Willi erwarte indes auch im Falle einer Niederlage eine Einladung zu Koalitionsverhandlungen von Anzengruber. Rein rechnerisch mache nur die von ihm favorisierte „Caprese-Koalition“ aus Grünen, „JA - Jetzt Innsbruck“ und SPÖ Sinn, merkte der Stadtchef an, nachdem er sich in Begleitung von Ehefrau Katharina vor der Mittelschule Hötting vom Fahrrad geschwungen hatte. Er wolle jedenfalls - auch im Falle einer Niederlage - in der Stadtregierung bleiben, bestätigte der 64-Jährige erneut und verwies auf seinen ersten Platz bei der Wahl am 14. April sowie die Stärke der grünen Liste in der Gemeinderatswahl.

Willi: Optimistisch, aber angespannt

Sein Optimismus rühre auch daher, dass er eine entsprechende Stimmung auf der Straße wahrnehme. „Die Frage ist, ob das, was ich wahrnehme, auch repräsentativ ist“, räumte der Bürgermeister ein. Jedenfalls sei er auch „nach wie vor angespannt“. Den Tag werde er erst bei einem Gedenkgottesdienst anlässlich 60 Jahre Diözese Innsbruck verbringen, später gehe sich vielleicht wieder ein Mittagsschläfchen aus.

Anzengruber: Bin „Mann der Mitte“

Willis Kontrahent Anzengruber, der mit Ehefrau Valentina und Mitstreiterin Mariella Lutz kurz nach 10.00 Uhr zum Wahllokal gekommen war, zeigte sich äußerst optimistisch. „Wir haben wirklich alles getan“, blickte er auf einen langen, intensiven Wahlkampf zurück. In den vergangenen zwei Wochen sei man viel in der Innenstadt, aber eigentlich „in allen Stadtteilen“ unterwegs gewesen, sagte er. Sollte er es nicht schaffen, Stadtchef zu werden, sei „jedes Ergebnis zu respektieren. Auch wenn ich nicht Bürgermeister werde, will ich mit meinem Team weiterarbeiten.“

Anzengruber bezeichnete sich indes politisch einmal mehr als „Mann der Mitte“, nachdem ihm die grüne Umweltministerin Leonore Gewessler am Samstag beim grünen Wahlkampfabschluss vorgeworfen hatte, dass er sich zu wenig von „rechtsextremen Putin-Freunden“ - gemeint war offenbar die FPÖ - abgrenze. Er habe jedenfalls eine „große Bewegung“ aufgebaut und habe damit „eine große Freude“. Die Zeit bis zur Bekanntgabe des Ergebnisses werde er mit seiner Familie verbringen und mit seinem Sohn Fußballschauen gehen.

Um 7.30 Uhr öffneten die Wahllokale. Bis 16.00 Uhr kann gewählt werden. 100.564 wahlberechtigte Personen waren aufgerufen, von ihrem Stimmrecht Gebrauch zu machen - davon 20.788 EU-Bürger. Zwischen 18.00 und 19.00 Uhr sollte die Wahlbehörde das Ergebnis präsentieren. Sprengelresultate werden vorher nicht veröffentlicht. Gewählt wird wie bei der Gemeinderats- und Bürgermeisterdirektwahl am 14. April in 154 Sprengeln und 43 Wahllokalen.

Über 10.000 Wahlkarten

Für die Innsbrucker Stichwahl waren 10.598 Wahlkarten ausgegeben worden. Das waren um 4240 weniger als für den ersten Durchgang. Möglicherweise ein erster Hinweis auf die Wahlbeteiligung. Diese könnte niedriger ausfallen als bei der Gemeinderatswahl. Am 14. April hatte man im Vergleich zur Gemeinderatswahl 2018 ein kräftiges Plus verzeichnet - die Beteiligung stieg von äußerst niedrigen 50,38 Prozent auf 60,5 Prozent.

Im ersten Durchgang hatte Willi mit 22,89 Prozent die Nase vorn, Anzengruber kam auf 19,37 Prozent. FPÖ-Bürgermeisterkandidat Markus Lassenberger (15,92 Prozent) und SPÖ-Frontfrau Elisabeth Mayr (15,21 Prozent) verpassten den Einzug in die Stichwahl, „das Neue Innsbruck“-Spitzenkandidat Ex-ÖVP-Staatssekretär Florian Tursky (10,41 Prozent) landete abgeschlagen auf Platz fünf.

Knappes Rennen

Beide Kontrahenten - Willi und Anzengruber - gaben sich in den vergangenen beiden Wahlkampf-Wochen relativ handzahm und einträchtig. Und zuversichtlich, was die eigenen Siegeschancen betrifft, wiewohl beide einen knappen Ausgang erwarteten. Einzig die Koalitionsfrage sowie die Haltung gegenüber der FPÖ entzweite sie ein wenig.

Willi, der auch im Falle einer Niederlage der Stadtregierung angehören will, schwor sich und die Stadt bereits auf eine Mitte-Links-Dreierkoalition mit Anzengruber und den Grünen ein - die derzeit arithmetisch und politisch wahrscheinlichste Variante. Mit den Freiheitlichen will er nicht zusammenarbeiten.

Anzengruber hingegen wollte sich nicht festlegen und kündigte für den Fall seines Sieges an, mit allen Gespräche zu führen – auch mit der FPÖ. In Frage käme theoretisch noch eine Mitte-Rechts-Viererkoalition aus „JA - Jetzt Innsbruck“, FPÖ, „das Neue Innsbruck“ und der Liste Fritz, wobei letztere diese Konstellation - zumindest bisher - ausschloss. (APA)

2024-04-28T06:15:54Z dg43tfdfdgfd