WILDEN ANSCHULDIGUNGEN FOLGTE ABSOLUTER FEHLGRIFF

Vier Wochen vor der EU-Wahl bricht eine Schlammschlacht um Lena Schilling aus (siehe Video oben). Die Krisenkommunikation der Grünen sei schiefgegangen, analysierte Politologin Kathrin Stainer-Hämmerle.

Ein Wahlkampf um Charakterfragen – das erinnert frappant an das Jahr 2017. Damals wurde SPÖ-Kanzler Christian Kern in internen Mails als politisch unerfahren, sprunghaft, eitel und „Prinzessin mit Glaskinn“ diskreditiert. Kern kostete es Prozentpunkte am Wahlabend.

Sieben Jahre später ist die grüne EU-Spitzenkandidatin Lena Schilling mit einer Latte an wilden Vorwürfen konfrontiert. Seit einigen Wochen kursieren Gerüchte rund um eine heikle Privatangelegenheit, wonach Schilling über eine frühere Freundin verbreitet hätte, dass sie während der Schwangerschaft von ihrem Ehemann geschlagen worden sei und dadurch eine Fehlgeburt erlitten habe. Der Konflikt eskalierte derart, dass Schilling eine Unterlassungserklärung unterzeichnete.

Veröffentlicht wurden diese Informationen vom „Standard“. Mit 50 Personen aus Schillings Umfeld hat der „Standard“ gesprochen und recherchierte weitere charakterliche Auffälligkeiten. Schilling soll mit falschen Gerüchten, die sie auch über Journalisten verbreitet haben soll, viel Leid verursacht haben.

Krisenkommunikation nicht geglückt

Wenige Stunden nach der Veröffentlichung versuchen die Grünen in einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz den Sturm einzufangen. Vizekanzler Werner Kogler, Klubchefin Sigrid Maurer und Umweltministerin Leonore Gewessler bilden eine Wagenburg um Schilling. „Allerdings ist die Krisenkommunikation nicht geglückt“, so das Resümee von Politikwissenschafterin Kathrin Stainer-Hämmerle. Vor allem Koglers Kommentar, dass es sich bei den Vorwürfen nur um ein „Gefurze“ handle, ist für Stainer-Hämmerle ein absoluter Fehlgriff.

„Die Grünen sollten die Sache ernster nehmen. Es braucht mehr Erklärung, um Glaubwürdigkeit zu demonstrieren. Diese Erklärungen fehlten bei der Pressekonferenz.“

Auch die Argumentation von Schilling, dass sie als „Politikerin ehrlich sei, aber was sie privat mache, gehe niemanden etwas an“, ist falsch. „Die Persönlichkeit steht bei Politikern immer im Vordergrund“, so Stainer-Hämmerle. Für die Grünen sei die Entwicklung „bitter“, denn Schilling war als EU-Spitzenkandidatin mit neuem Stil „ein Glück für die Grünen“, meint Stainer-Hämmerle. Jetzt stelle sich die Frage, wie belastbar Schilling in den kommenden Tagen ist.

Anwältin: Schilling hat sich nur „Sorgen gemacht“

Aber warum kam es zu der Eskalation rund um die Gewaltvorwürfe? Die „Krone“ fragte dazu bereits im April bei Anwältin Maria Windhager nach. „Da hat sich eine junge Frau Sorgen um eine andere junge Frau gemacht und das mit einer engen Bezugsperson besprochen. Mehr war das nicht. Der Vergleich wurde nur geschlossen, um festzuhalten, dass Lena Schilling nie ein Interesse daran hatte, die höchstpersönlichen Inhalte in der Öffentlichkeit zu besprechen.“

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