WEITERE NÖ KATASTROPHENGEBIETE, SPERRE AUF ZUG-WESTSTRECKE

Aufgrund der starken Niederschläge sind am Sonntag in den frühen Morgenstunden auch die Bezirke St. Pölten und Tulln in Niederösterreich zu Katastrophengebieten erklärt worden. In der Nacht wurde der Zugverkehr auf der Weststrecke zwischen Amstetten und St. Valentin im Westen des Bundeslandes eingestellt, teilten die ÖBB der APA mit. Teilweise gebe es einen Schienenersatzverkehr, außerdem werde die Reisewarnung bis Montagabend verlängert, hieß es in einer Aussendung weiter.

"Aufgrund der aktuellen Entwicklungen ersucht die Katastrophenschutzbehörde des Landes Niederösterreich die Bevölkerung dringend von unnötigen Fahrten abzusehen", wurde mitgeteilt. Durch die extrem intensiven Niederschläge seien in den vergangenen Stunden speziell im ländlichen Bereich durch Hang- und Oberflächenwässer gefährliche Bereiche entstanden. Vor allem im Zentralraum (Bezirke Melk, St. Pölten, Tulln) sind zahlreiche Straßen aufgrund der Überflutungen unpassierbar. "Diese überschwemmten Bereiche sind für Autofahrer in der Dunkelheit schwer erkennbar und gefährlich. Weiters ist davon auszugehen, dass zahlreiche Ortschaften in den nächsten Stunden auf dem Landweg nur mehr erschwert oder nicht mehr erreichbar sein werden", hieß es vonseiten des Landes.

In Pielachberg, einem Teil von Melk, wurde Zivilschutzalarm ausgelöst. "Es droht die Pielach in die Siedlung zu laufen", teilte die Stadtgemeinde am Sonntag in den frühen Morgenstunden mit. Anrainer in drei Straßen wurden ersucht, ihre Häuser und Wohnungen zu verlassen. Ein Notquartier wurde in der Mittelschule eingerichtet. Aufgrund von plötzlich stark steigendem Wasser eines Baches wurden laut FF Melk fünf Personen und ein Hund aus zwei Einfamilienhäusern gerettet, zwei Bewohner davon wurden durch die Wasserrettung St. Pölten mit einem Schlauchboot in Sicherheit gebracht.

Allein im Bezirk Waidhofen an der Thaya rückten in der Nacht 94 Feuerwehren mit 1.080 Mitgliedern zu 140 Einsatzstellen aus. Als "sehr angespannt" bezeichnete das Bezirkskommando die Lage in den Gemeinden Windigsteig, Waidhofen an der Thaya, Waidhofen an der Thaya-Land, Raabs an der Thaya und Vitis: "Zahlreiche Evakuierungen und Sicherungsarbeiten waren notwendig." In Teilen der Bezirkshauptstadt musste der Strom abgeschaltet werden, weil Trafostationen unter Wasser stehen. In der Badgasse in Waidhofen wurde ein 100-jährliches Hochwasser überschritten.

Im Bereich des Kamps werde laut aktuellen Prognosen und Berechnungen der EVN die Speicherkapazität in Ottenstein am Sonntagvormittag ausgeschöpft sein. Derzeit kann die Abflussmenge durch die Speicherkette gedämpft werden. Unterhalb der Speicherkette waren in den frühen Morgenstunden Abflüsse eines 30-jährlichen Hochwassers zu verzeichnen. "Nach Ausschöpfen der Speicherkapazität in Ottenstein ist im Verlauf des Sonntags mit einem deutlichen Anstieg im Unterlauf zu rechnen", wurde mitgeteilt.

Die Prognose für den Zentralraum sage weiterhin intensive Niederschläge voraus, hieß es weiter vom Land Niederösterreich. "Die Gemeinden lösen selbstständig Zivilschutzsignale aus, sofern die Gefährdung für die Bevölkerung gegeben ist", wurde festgehalten. Am Samstag wurden bereits 42 Gemeinden bzw. Katastralgemeinden zum Katastrophengebiet erklärt, am Sonntag kamen die Bezirke St. Pölten und Tulln dazu. Das bedeutet, dass die Katastrophenschutzbehörden auf Grundlage des NÖ Katastrophenhilfegesetztes erweiterte Kompetenzen und Anordnungsbefugnisse erhalten.

Der Zugverkehr wurde auf dem betroffenen Streckenabschnitt aufgrund von Hochwasser um 1.15 Uhr eingestellt. Ab Sonntagfrüh fahren laut ÖBB stündlich Züge zwischen Wien Hbf. und Amstetten (ÖBB PV AG - Planabfahrt Minute 55), Wien Westbahnhof und Amstetten (WESTbahn GmbH - Minute 38) bzw. Salzburg und St. Valentin (ÖBB PV AG - Planabfahrt Minute 11, WESTbahn GmbH - Planabfahrt Minute 52). Ein Schienenersatzverkehr mit Bussen fährt ab 6.00 Uhr im Pendelverkehr zwischen Amstetten und St. Valentin. Kundenlenker:innen sind im Einsatz. Der Bahnhof Melk werde wegen Hochwasser aktuell nicht angefahren, zudem werde von nicht dringenden Reisen abgeraten.

Eine Prognose über die Dauer der Streckenunterbrechung könne frühestens Sonntagnachmittag abgegeben werden. Fahrgäste werden den Angaben zufolge gebeten, sich vor Fahrtantritt auf ÖBB SCOTTY, oebb.at oder beim ÖBB Kund:innenservice unter 05-17 17 zu informieren. Während der Streckenunterbrechung können Fahrgäste mit einem ÖBB PV AG-Ticket zwischen Wien und Salzburg auch Züge der WESTbahn GmbH nutzen, Fahrgäste mit WESTbahn GmbH-Ticket können auch Züge der ÖBB PV AG nutzen. Güterzüge der ÖBB Rail Cargo Group warten die Unterbrechung ab oder werden großräumig umgeleitet.

In der Nacht gab es in Niederösterreich weiterhin intensiven Niederschlag, welcher sich vor allem auf den Zentralraum des Bundeslandes konzentrierte, sagte ein Sprecher der Landeswarnzentrale Niederösterreich der APA kurz nach 3.00 Uhr auf Nachfrage. Außerdem gebe es wegen vieler Überflutungen zahlreiche Feuerwehreinsätze. Laut Bezirksführungsstab St. Pölten standen 95 Feuerwehren vor allem wegen Auspumparbeiten und Sturmschäden im Einsatz. In Kirchberg an der Pielach wurde eine Person in ihrem Auto von den Wassermassen der Pielach eingeschlossen, sie wurde von den Einsatzkräften gerettet, berichtete die örtliche Feuerwehr.

Die Wiener Linien teilten kurz vor 1.00 Uhr mit, dass wegen eines kritischen Pegelstandes des Wienflusses eingeschränkter Betrieb auf den Linien U4 und U6 herrsche. Die betroffenen U-Bahn-Trassen würden mit Dammbalken und Sandsäcken vor dem eindringenden Wasser geschützt und der U-Bahn-Betrieb müsse bis auf weiteres zwischen Karlsplatz und Hütteldorf (U4) sowie Westbahnhof und Wien Meidling (U6) eingestellt werden. Die U4 kann laut Mitteilung somit aktuell nur zwischen Heiligenstadt und Karlsplatz fahren. Die Fahrgäste würden gebeten, ersatzweise die Linien U3, N54, N60 und N62 zu nutzen. Die U6 wird den Angaben zufolge derzeit nur zwischen Floridsdorf und Westbahnhof sowie Bahnhof Meidling und Siebenhirten geführt. Ersatzweise sollen die anderen U-Bahnlinien sowie die Linien N6 und N62 genutzt werden, teilten die Wiener Linien der APA Sonntagnacht mit.

(S E R V I C E - Mitteilung der ÖBB: Die Zugbindung bei allen nationalen, internationalen und Nachtzugtickets mit Kaufdatum bis 12.9.2024 für den Zeitraum von 13.9.2024 bis 16.9.2024 ist aufgehoben. Diese sind ab sofort bis inkl. 18.9.2024 gültig. ÖBB Tickets für jene Züge, die von der Reisewarnung betroffen sind, können auch erstattet werden. Es gelten dafür die oben angeführten Zeiträume. Die ÖBB bitten um Verständnis, dass es aufgrund des aktuellen erhöhten Aufkommens beim Kund:innenservice zu längeren Wartezeiten kommen kann.)

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