HOCHWASSER: PEGEL STEIGEN WEITER, WESTSTRECKE GESPERRT

Aufgrund der starken Niederschläge sind am Sonntag in den frühen Morgenstunden auch die Bezirke St. Pölten und Tulln in Niederösterreich zu Katastrophengebieten erklärt worden. In mehreren Gemeinden wurde Zivilschutzalarm ausgelöst. Bewohner mussten aus Häusern gerettet werden. In der Nacht wurde der Zugverkehr auf der Weststrecke zwischen Amstetten und St. Valentin eingestellt, teilten die ÖBB der APA mit. Die Reisewarnung werde bis Montagabend verlängert, hieß es.

"Die Hydrologen rechnen mit extrem schweren Regenfällen in den nächsten Stunden, bis zu 60 Millimeter in den nächsten sechs Stunden im Zentralraum und bis 40 Millimeter flächendeckend in Niederösterreich. Damit kommt es jetzt schon und wird es weiter zu massiven Überflutungen im ganzen Land kommen", teilte Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) der APA mit. "Vermeiden Sie unnötige Fahrten und Wege! Damit gefährden Sie sich und möglicherweise auch die Einsatzkräfte", so der Landesvize.

Durch die extrem intensiven Niederschläge seien in den vergangenen Stunden speziell im ländlichen Bereich durch Hang- und Oberflächenwässer gefährliche Bereiche entstanden, hieß es vonseiten des Landes. Vor allem im Zentralraum (Bezirke Melk, St. Pölten, Tulln) sind zahlreiche Straßen aufgrund der Überflutungen unpassierbar. "Diese überschwemmten Bereiche sind für Autofahrer in der Dunkelheit schwer erkennbar und gefährlich. Weiters ist davon auszugehen, dass zahlreiche Ortschaften in den nächsten Stunden auf dem Landweg nur mehr erschwert oder nicht mehr erreichbar sein werden", hieß es vonseiten des Landes.

Zivilschutzwarnung  

Im Bezirk St. Pölten wurde in den Gemeinden Hofstetten, Gablitz, Pyhra, Perersdorf, Haunoldstein, Wilhelmsburg, Purkersdorf und Tullnerbach die Zivilschutzwarnung ausgelöst, in Böheimkirchen, Markersdorf-Haindorf und Kapelln Zivilschutzalarm. Der Anzbach, Wienfluss, Gablitzbach, Michelbach, Nadelbach und die Perschling seien bereits über die Ufer getreten, informierte das Bezirkskommando. "Die Feuerwehren sind vorrangig mit Menschenrettungen aus Gebäuden oder Fahrzeugen befasst", u.a. auch mit Booten bzw. Zillen, hieß es. Zudem kam es zu Stromausfällen. In mehreren Häusern waren Bewohner eingeschlossen. In Markersdorf wurden vier Personen aus einem Gebäude gerettet.

In Pielachberg, einem Teil von Melk, wurde ebenfalls Zivilschutzalarm ausgelöst. "Es droht die Pielach in die Siedlung zu laufen", teilte die Stadtgemeinde am Sonntag in den frühen Morgenstunden mit. Anrainer in drei Straßen wurden ersucht, ihre Häuser und Wohnungen zu verlassen. Ein Notquartier wurde in der Mittelschule eingerichtet. Aufgrund von plötzlich stark steigendem Wasser eines Baches wurden laut FF Melk fünf Personen und ein Hund aus zwei Einfamilienhäusern gerettet, zwei Bewohner davon wurden durch die Wasserrettung St. Pölten mit einem Schlauchboot in Sicherheit gebracht.

Im Bezirk Waidhofen an der Thaya war die Lage in den Gemeinden Windigsteig, Waidhofen an der Thaya, Waidhofen an der Thaya-Land, Raabs an der Thaya und Vitis laut Bezirkskommando "weiterhin sehr kritisch". Zahlreiche Evakuierungen und Sicherungsarbeiten waren notwendig." In Teilen der Bezirkshauptstadt musste der Strom abgeschaltet werden, weil Trafostationen unter Wasser stehen. In der Badgasse in Waidhofen wurde ein 100-jährliches Hochwasser überschritten.

Stausee Ottenstein wird heute übergehen 

Im Bereich des Kamps werde laut aktuellen Prognosen und Berechnungen der EVN die Speicherkapazität in Ottenstein am Sonntagvormittag ausgeschöpft sein. Derzeit kann die Abflussmenge durch die Speicherkette gedämpft werden. Unterhalb der Speicherkette waren in den frühen Morgenstunden Abflüsse eines 30-jährlichen Hochwassers zu verzeichnen. "Nach Ausschöpfen der Speicherkapazität in Ottenstein ist im Verlauf des Sonntags mit einem deutlichen Anstieg im Unterlauf zu rechnen", wurde mitgeteilt.

Die Prognose für den Zentralraum sage weiterhin intensive Niederschläge voraus, hieß es weiter vom Land Niederösterreich. "Die Gemeinden lösen selbstständig Zivilschutzsignale aus, sofern die Gefährdung für die Bevölkerung gegeben ist", wurde festgehalten. Am Samstag wurden bereits 42 Gemeinden bzw. Katastralgemeinden zum Katastrophengebiet erklärt, am Sonntag kamen die Bezirke St. Pölten und Tulln dazu. Das bedeutet, dass die Katastrophenschutzbehörden auf Grundlage des NÖ Katastrophenhilfegesetztes erweiterte Kompetenzen und Anordnungsbefugnisse erhalten.

Weststrecke gesperrt

Der Zugverkehr wurde auf dem betroffenen Streckenabschnitt aufgrund von Hochwasser um 1.15 Uhr eingestellt. Ab Sonntagfrüh fahren laut ÖBB stündlich Züge zwischen Wien Hbf. und Amstetten (ÖBB PV AG - Planabfahrt Minute 55), Wien Westbahnhof und Amstetten (WESTbahn GmbH - Minute 38) bzw. Salzburg und St. Valentin (ÖBB PV AG - Planabfahrt Minute 11, WESTbahn GmbH - Planabfahrt Minute 52). Ein Schienenersatzverkehr mit Bussen fährt ab 6.00 Uhr im Pendelverkehr zwischen Amstetten und St. Valentin. Kundenlenker:innen sind im Einsatz. Der Bahnhof Melk werde wegen Hochwasser aktuell nicht angefahren, zudem werde von nicht dringenden Reisen abgeraten.

Eine Prognose über die Dauer der Streckenunterbrechung könne frühestens Sonntagnachmittag abgegeben werden. Fahrgäste werden den Angaben zufolge gebeten, sich vor Fahrtantritt auf ÖBB SCOTTY, oebb.at oder beim ÖBB Kund:innenservice unter 05-17 17 zu informieren. Während der Streckenunterbrechung können Fahrgäste mit einem ÖBB PV AG-Ticket zwischen Wien und Salzburg auch Züge der WESTbahn GmbH nutzen, Fahrgäste mit WESTbahn GmbH-Ticket können auch Züge der ÖBB PV AG nutzen. Güterzüge der ÖBB Rail Cargo Group warten die Unterbrechung ab oder werden großräumig umgeleitet.

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