FAMILIENNACHZUG: JETZT PACKT LEHRERGEWERKSCHAFTER AUS

Anerkannte Flüchtlinge holen derzeit rund 350 Kinder im schulpflichtigen Alter zu sich nach Österreich. Mit dem Familiennachzug gerät das Wiener Bildungssystem an seine Grenzen. In der "Wien heute"-Serie "Bei Budgen" im ORF äußerte sich Lehrergewerkschafter Thomas Bulant zu der Problematik. 

Bulant beklagte etwa, dass immer mehr Kinder, "sehr wenig an praktischer und an sozialer Intelligenz mit in die Schule bringen". Zudem gebe es eine hohe Zahl an chronisch erkrankten Kindern. "All das führt natürlich dazu, dass die täglichen Herausforderungen mehr und mehr werden", so der Gewerkschafter. Die zusätzlichen Kinder, die nun an die Wiener Schulen kommen, könnten "auch ein Tropfen sein, der das Fass zum Überlaufen bringt". 

"Betrübt" über niedrigen Wortschatz von Schulabgängern

Bulant erklärte weiter, dass auch der Wortschatz von Schulabgängern oft nicht sonderlich groß sei. "Manchmal muss ich zu meinem Entsetzen feststellen, dass mein Enkel, der jetzt mit sechseinhalb Jahren ein halbes Jahr in der Volksschule verbracht hat, einen größeren Sprachschatz hat als so mancher unserer Pflichtschulabgänger. Und das entsetzt mich nicht. Das verärgert mich nicht, sondern es macht mich zutiefst betrübt", so Bulant. Nun sei es an der Zeit, "dass sich die Gesellschaft gegenüber der Schule solidarisch zeigt." 

„Uns fehlen einfach die multiprofessionellen Teams an den Schulen – Sozialtherapeuten, Sozialarbeiterinnen und Schulpsychologen. Die würden natürlich zu einer Professionalisierung beitragen. Wir Lehrer könnten uns auf unsere eigene Arbeit konzentrieren, nämlich Unterricht, Erziehung und Beziehungsarbeit", erklärte Bulant in Anbetracht von kriegstraumatisierten Kindern. Lehrer seien in Wiener Schulen auch "Kurpfuscher". 

Bulant offen für Wohnsitzauflage 

Entlastung würde laut Bulant eine Wohnsitzauflage bringen. „Es macht einen Unterschied, ob ich wie in manchen Bundeslandklassen mit 14 oder 15 Kindern in einer Volksschulklasse die Grundkompetenzen zu vermitteln versuche. Oder ich habe 25 oder mehr Kinder", so der Lehrergewerkschafter. Containerklassen lehne er übrigens nicht ab. „Es handelt sich nicht um diese Dinger, die im Hafen von Rotterdam herumstehen, sondern das sind teilweise Klassen, die einen höheren infrastrukturellen Wert haben als so manche Klasse oder Schulbau aus der Lueger-Zeit. Man braucht nur den Platz, um sie auch aufstellen zu können und es ist ja keine Dauerlösung. Wo soll man die Kinder sonst unterrichten? Wir können ja nicht in Wirtshäuser, in Pizzerien oder sonst wo auswandern.“ 

2024-04-27T19:34:28Z dg43tfdfdgfd