EHRE, RACHE, MESSER – DARUM TOBT BANDEN-KRIEG IN WIEN

Gegen die Jugendgewalt in Wien ist die Forderung nach mehr Polizei laut LKA nicht die Lösung. Die Jugendbanden würden die Waffenverbotszonen umgehen.

Seit Wochen sorgt ein blutiger Bandenkrieg zwischen Jugendlichen aus Tschetschenien und Syrien österreichweit für Aufsehen. Mit Messern, teilweise auch Schusswaffen, attackieren die jungen Männer in Wien einander. Bestehende Waffenverbotszonen wie am Reumannplatz würden die Jugendlichen umgehen, warnt der Leiter der "Einheit Jugendkriminalität" im Bundeskriminalamt, Dieter Csefan nun im ö1-Morgenjournal.

Wegen der Gewalteskalation hat die Polizei ihre Präsenz im Stadtgebiet und in Parks massiv erhöht. Im Zuge der Ermittlungen wurden nun zwei Syrer festgenommen – "Heute" berichte. Den Männern im Alter von 19 und 34 Jahren soll jetzt der Schutzstatus aberkannt werden.

Bei der gewalttätigen Jugendkriminalität geht es vor allem um die Ehre: "Das ist das Hauptmotiv", ist sich BKA-Jugendkriminalitätsleiter Dieter Csefan sicher. Auslöser für die blutigen Konflikte in letzter Zeit dürfte ein vor mehreren Jahren ein Vorfall, bei denen eine Person schwerverletzt wurde. "Jetzt wird dafür Rache geübt", erklärt Csefan.

Die Polizei hat mittlerweile auch Erkenntnisse zur Struktur der einander anfeindende Gruppen gesammelt. Die sogenannte "505"-Gruppe sei "eher lose zusammengewürfelt" und bestehe vorwiegend aus Syrern, die sich dann spontan über Messanger-Kanäle mobilisieren. So könne die "505" innerhalb kürzester Zeit zwanzig bis dreißig Leute zusammenrufen. Bei den jungen Männern aus Tschetschenien könne man eher von "Banden sprechen", diese seien deutlich strukturierter.

Brisant: Obwohl die Jugendkriminalität laut BKA-Jugendkriminalitätsleiter Csefan zuletzt "rasant zugenommen hat", gibt es nicht mehr Gewalttaten. So ist die Zahl der Straftaten mit Hieb- und Stichwaffen in den letzten 15 Jahren in Wien gleichgeblieben, bei sogar Schusswaffen gesunken. Neu sei laut Polizei jedoch die Dimension der Gewalt.

Die verhängten Waffenverbotszonen seien dagegen wirksam, ist sich das BKA sicher.  Allerdings sehe, dass sich die Jugendbanden inzwischen anders aufstellen. Waffen würden oft nicht mitgeführt, sondern an öffentlichen Plätzen versteckt. "Wir sehen, dass Messer vermehrt an Mistkübeln festgeklebt werden". Schlagstöcke würden in Papiercontainer versteckt, "damit man diese Gegenstände zur Hand hat, wenn es zu einer Auseinandersetzung kommt", so Csefan.

Rufe nach mehr Polizei, wie sie SPÖ-Bürgermeister Michael Ludwig kürzlich getätigt hat, finden im Bundeskriminalamt keine Zustimmung. "Wir haben genug Polizei! Um die Jugendkriminalität zu senken, ist mehr Polizei der falsche Weg".  Die Polizei könne dieses Problem nicht alleine lösen.

Am wichtigsten sei es, dass Jugendliche einen strukturierten Tagesablauf haben, erklärt Csefan. Zur Eskalation komme es vor allem dann, wenn die jungen Männer nicht wissen, was sie tun sollen: "Dann geraten aneinander und dann entwickelt sich die Gewaltspirale", betont Csefan im ö1-Morgenjournal.

2024-07-26T08:17:22Z dg43tfdfdgfd