SCHWAN-INVASION? MEHR ALS 70 TIERE IN DER ALTEN DONAU

Einige Passanten waren Sonntagnachmittag sichtlich erstaunt. Über 70 Schwäne tummelten sich in Wien auf der Romawiese am nördlicheren Ende der Alten Donau. Unbekümmert, aber dicht an dicht, schwammen sie dort im Wasser oder sonnten sich später an Land. War das eine Ausnahme, oder sind so viele Schwäne normal für Wien?

Seitens der MA 45 (Wiener Gewässer) kann man auch nicht erklären, warum sich ausgerechnet an dieser Stelle so viele dieser Wasservögel gesammelt haben. Für die Alte oder Neue Donau sei die Anzahl jedenfalls per se kein Problem, sagt MA-45-Chef Gerald Loew zur „Presse“. „Die Gewässer sind groß genug.“

Kein Grund, in den Süden zu fliegen

Trotzdem seien Schwäne „generell in Wien ein Thema“. Denn es werden mehr. Das habe laut Loew verschiedene Ursachen. Zum einen werden die Schwäne von den Wienern „sehr gut gefüttert“, sagt Loew. Dabei herrsche in Wien eigentlich ein Fütterverbot. Zum anderen würden Schwäne aus dem Ausland (etwa Polen oder Tschechien) auf dem Weg in den Süden immer schon gern in der Alten oder Neuen Donau eine Pause einlegen. Mittlerweile bleiben aber viele.

Denn erstens sei es nicht mehr so kalt, zweitens würden die Schwäne durch die fütterfreudigen Wiener auch optimale Bedingungen vorfinden. Ihre Notwendigkeit, in den Süden zu fliegen – oder danach wieder heimzukehren –, sinkt also. Ob ein Schwan erst neu in der Stadt ist, lässt sich laut Loew auch leicht erkennen: „Die Migrantenschwäne kommen oft nicht mit der Alten Donau zurecht.“

Schwäne brauchen nämlich eine sehr lange Lande- und Anflugbahn beim Fliegen. Die Alte Donau sei aber ein eher schmales Gewässer, das mit Brücken, Booten oder Bäumen im Wasser relativ viele Hindernisse aufweise. Es sei daher keine Seltenheit, dass Schwäne drei Anläufe beim Starten oder Landen brauchen. Einheimische Vögel oder jene, die schon länger hier sind, haben das Problem nicht.

Die Vermehrung der Tiere zu reduzieren, wolle man jedenfalls vorerst nicht, sagt Loew. „Das sind Wildtiere.“ Erstens seien sie gesetzlich geschützt, „und normalerweise sollte sich die Population von selbst wieder regulieren“. Tatsächlich habe man in früheren Zeiten die Eier der Schwäne durch Gipseier ersetzt oder – etwas grausamer – sie geschüttelt, damit diese nicht schlüpfen. Den Schwänen einfach die Eier wegnehmen, könne man nämlich nicht, weil diese nachlegen. „Aber wir haben diesbezüglich nichts vor“, sagt Loew.

Abschuss verboten

Schwäne zu schießen, wie man es eben in Garsten in Oberösterreich angedacht hat, hält Loew „für furchtbar“. Und sei ohne Ausnahmegenehmigung auch gar nicht möglich. An der man in Oberösterreich eben übrigens gescheitert ist. Dort hatte die Bezirkshauptmannschaft Steyr-Land fünf Jungschwäne zum Töten freigegeben, wie die „Krone“ berichtete. Das Landesverwaltungsgericht hob den Erschießungsbescheid allerdings auf, weil ein agrarfachliches Gutachten nicht eingeholt wurde. Ein paar Landwirte hatten sich über die Schwäne und die Schäden, die diese auf ihren Wiesen angerichtet haben sollen, beschwert.

Es ist nicht das erste Mal, dass man in Oberösterreich über Schwäne streitet. So sorgt derzeit in einigen Gemeinden am Attersee der Schwanenkot für Ärger. Denn Schwäne ernähren sich von Wasserpflanzen und weiden Wiesenflächen ab. In den Gemeinden Nußdorf, Seewalchen und Attersee würden die Landwirte das Gras nicht mehr verfüttern können – die Kotmengen seien zu groß, berichtete der ORF Oberösterreich. Durch das neue Jagdgesetz, das seit 2024 in Oberösterreich in Kraft ist, ist es mittlerweile übrigens bei hoher Strafe (bis zu 20.000 Euro) verboten, Schwäne zu füttern.

Brot gärt im Magen

Auch in Wien ist das Füttern der Schwäne verboten. Und obwohl diverse Schilder an der Alten Donau das auch kundtun, ignorieren es zu viele. Sehr zum Leid der Tiere, wie Loew von der MA 45 betont. Brot etwa würde im Magen der Tiere gären, sie bekommen Beschwerden. Weiters würden manche Menschen „ganze Brotkörberl“ ins Wasser schmeißen. Vieles davon sinke aber auf den Grund, weil es nicht gefressen wird. Das wiederum sei schlecht für das Gleichgewicht des Wassers. „Wir wollen ja saubere und keine trüben Gewässer haben.“ Man solle also die Tiere „wirklich nicht füttern“.

Klar sei auch, dass bei vielen Schwänen, der Kot mehr auffalle. Noch dazu, weil dieser oft an Hundstrümmerl erinnert. Die Schwäne würden in der Nacht auf der Wiese rasten. Zwar wird vieles von dem Kot weggeräumt, trotzdem kann sich immer etwas auf den Wiesen finden. Was wohl besonders die Wiener ärgert, die die Wiesen gern zum Baden und Liegen verwenden.

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