OBDACHLOSE: ERSTER INFOSTAND AUF DER MARIAHILFER STRAßE

Ein sonniger Donnerstagnachmittag auf der Mariahilfer Straße: Ein Mann schläft auf einer Bank. An einem Fuß trägt er einen Schuh, der andere ist nackt. Seine Fußsohle ist schwarz, sein Gesicht gerötet, von der Sonne und vom Alkohol. Daneben sitzen ein paar Männer und trinken aus Bierdosen und einer Doppelliterflasche. Eine Bank weiter wird ein Mann laut. Er schimpft ins Leere und kramt in einer großen Tasche zu seinen Füßen.

Szenen, die sich auf der Mariahilfer Straße tagtäglich so oder ähnlich abspielen. Um die Situation für die Bewohner, aber auch für die obdachlosen Menschen zu verbessern, haben Politiker und Experten nun die Aktion „Gemeinsam miteinander – die Mariahilfer Straße“ gestartet. 

Erster Infostand für Bewohner und Passanten

Um mit den Bewohnern des 6. und 7. Bezirks ins Gespräch zu kommen, wurde am Donnerstag am Bundesländerplatz ein Infostand aufgebaut: Politiker wie Experten standen für Fragen und Gespräche zur Verfügung.

„Es braucht diesen Dialog. Die Bevölkerung soll nicht das Gefühl haben, dass wir wegschauen“, sagt Markus Reiter, Bezirksvorsteher von Neubau. 

Zahlreiche Passanten hätten schon das Gespräch gesucht. Was die Menschen beschäftigt? „Diejenigen, die sich hier aufhalten, haben keine Perspektive und trinken Alkohol. Da kann es schon mal zu Reibereien kommen oder laut werden. Das verunsichert verständlicherweise Passanten“, sagt Reiter. 

Großteil der Obdachlosen stammt aus Osteuropa

Daher versuche man nun, die Situation für alle zu verbessern. Man habe eruiert, woher die Obdachlosen stammen: „60 bis 70 Prozent kommen aus Osteuropa, etwa Ungarn, wo es verboten ist, obdachlos zu sein“, so Reiter. „Wir haben hier also das Problem der Armenvertreibung innerhalb Europas.“

Markus Hollendohner, Leiter der Wohnungslosenhilfe im Fonds Soziales Wien, fügt hinzu: „Seit den Messerattacken auf Obdachlose im Vorjahr suchen die Wohnungs- und Obdachlosen bewusst stark frequentiere Orte wie die Mariahilfer Straße auf, weil sie sich dort sicherer fühlen.“ 

Mehr Plätze und mehr Betreuung

Man stelle den Menschen nun mehr Plätze zur Verfügung: Und zwar 70 zusätzliche Plätze in einem Chancenhaus (hier kann man sozialarbeiterisch betreut bis zu sechs Monate leben), 50 Plätze in einem neuen Nachtzentrum (hier kann jeder ohne Voranmeldung vorbeikommen) sowie über 200 Plätze mehr in den Notquartieren.

Außerdem seien auch verstärkt Sozialarbeiter sowie Mitarbeiter der Suchthilfe auf der Mariahilfer Straße unterwegs. „Manche der Menschen blocken anfangs ab, aber mit der Zeit können wir eine Beziehung aufbauen“, so Hollendohner.

Den nächsten Infostand gibt es übrigens am 4. September von 14 bis 18 Uhr. 

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