GROßE FROSTSCHäDEN BEI WEINBAUERN IN DER WACHAU

Für einige Weinbauern gab es dieser Tage in ihren Weingärten ein tragisches Bild. Der Frost hat die empfindlichen grünen Triebe der Reben vernichtet. Braun und grau hängen sie herab. Für die Winzer ist das wirtschaftlich, aber auch persönlich eine Katastrophe – immerhin stehen sie ein ganzes Jahr in den Weingärten, um den Wein zu produzieren. In der Wachau sind das vor allem Veltliner und Riesling.

Schlimm getroffen hat es besonders Weinbauern bzw. Hänge in der Gemeinde Rossatz in der Wachau. „Es schaut richtig schlecht aus“, sagt etwa Katja Fischer vom Bio-Weingut Josef Fischer.

80 bis 90 Prozent ihrer Weinreben seien betroffen. Erholen werden sich die Triebe nicht, aber in der Regel wächst etwas nach, „aber da hängen dann keine Trauben mehr oder sehr kleine dran“.

„Teilweise verheerend“

Auch beim Weingut Rehrl-Fischer in Rossatzbach sagt Nikkolaus Rehrl: „Es ist teilweise verheerend“. Es gebe Lagen, „wo bis zu 100 Prozent Ausfall drohen.“ Das seien freilich die ohnehin bekannten Frostlagen, jene, die nahe bei der Donau sind. „Das wissen wir eh, aber heuer hat es auch Lagen erwischt, die normalerweise nicht vom Frost betroffen sind.“ Insgesamt seien wohl 50 bis 60 Prozent der Triebe erfroren. „Wobei wir ein Spezialfall sind, wir haben die Weingärten gut verteilt“, erklärt er.

So hat es etwa auf der anderen Donauseite den Spitzer Graben auch „teilweise sehr heftig erwischt“, sagt Emmerich H. Knoll, Obmann des Vereins Vinea Wachau. „Da sind sicher 50 bis 80 Prozent der grünen Triebe abgefroren.“ Im Bereich rund um Dürnstein und Loiben dürfte „der wirtschaftliche Schaden nicht eingetreten sein.“ Nachsatz: „Man sieht, es ist sehr unterschiedlich in den einzelnen Gebietsteilen.“

Bloß nicht jammern

In Kammern im Kamptal hat etwa das Weingut Hirsch „schon einmal mehr gelacht“, sagt Johannes Hirsch. Es sei zwar viel zu früh gewesen, „aber es waren überall wunderschöne Trieberl drauf. Jetzt ist alles braun.“ Im Vorjahr hat es das Weingut vier Tage vor der Lese mit Hagel getroffen, „aber ich habe aufgehört darüber zu jammern oder viel darüber zu reden“, sagt er. Vor allem, weil es den Menschen, die wenig mit Wein zu tun haben, schwer zu erklären sei.

Da gebe es anfangs von überall sehr viel Mitgefühl und die Beteuerung Wein zu kaufen, aber wenn man dann den Wein auf den Markt bringe, meist mit doppelt so viel Arbeit, „um vielleicht 30 bis 40 Prozent rauszuzuzeln“, heiße es: Woher habt ihr denn das alles? „Also da ist dann ein Misstrauen da.“

Ein Stock, drei verschiedene Reifezeiten

Er schätzt, dass zwei Drittel der Triebe abgefroren seien, trotzdem hoffe er, dass der Betrieb mit 50 Prozent davonkomme. Ein bisschen was wachse wohl noch nach und nicht alle Augen seien ausgetrieben. „Da kann es jetzt zu einer Verzögerung kommen, weil wir zu früh dran waren“, sagt er. Der Worst Case sei so wie im Jahr 2016, wenn dadurch auf einem Stock Trauben hängen, die bis zu drei Wochen Unterschied in ihrer Reife haben. „Das ist irrsinnig schwer zu handhaben.“

Generell ärgert sich Hirsch über die Ignoranz im Land, was den Klimawandel, konkret die Bodenversiegelung betrifft. „Was muss eigentlich passieren, damit die Welt aufwacht?“, fragt er. „Das ist kein Bauernjammern, sondern Realität, wir merken jeden Tag, was da draußen los ist.“ Sein Vater musste noch mit zwei Wochen Spätfrost umgehen, er mit fast sieben Wochen.

„Weit vom Katastrophenszenario 2016 entfernt“

In der Südsteiermark, die auch von Frost und Schnee betroffen war, versucht man jedenfalls zu beruhigen. Zumindest, wenn es nach Stefan Potzinger, Obmann von Wein Steiermark geht. Erst Mitte nächster Woche wisse man ganz genau, wie stark die Weingärten geschädigt wurden. Einzelne Frostlagen habe es sicher getroffen. Besonders rund um Leutschach und in Richtung Eichberg. „Aber von einem Katastrophenszenario wie 2016 sind wir weit entfernt.“ Wobei man noch eine Frostnacht, nämlich die auf Freitag, vor sich habe. Aber generell sei man noch „in der normalen Schwankungsbreite der Ernte. Wir werden ziemlich normale Ernte haben.“

Auch im vom Frost schwer getroffenen Bio-Weingut Josef Fischer in Rossatz in der Wachau wird man sehen, „was man tatsächlich noch lesen kann“. Jetzt stehen die Reben erst einmal unter Kälteschock, die Arbeiter, die für die Laubarbeit kommen hätte sollen, wurden erst einmal abbestellt. Wirtschaftlich gesehen werde es heuer sicherlich doppelt so viele Ausgaben geben. Aber ein bisschen, sagt Fischer, sei man schon abgehärtet. In den vergangenen drei Jahren war der Betrieb immer von Hagel betroffen.

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