UKRAINE-KRIEG - STIMMEN UND ENTWICKLUNGEN - ORBAN IN KIEW: SELENSKYJ SOLL „WAFFENRUHE SCHNELL IN BETRACHT ZIEHEN“

Orban hat beim Besuch in Kiew Selenskyj dazu aufgefordert, eine schnelle Waffenruhe mit Russland in Betracht zu ziehen. Litauen hat die Verletzung seines Luftraums durch ein russisches Flugzeug gemeldet. Alle Nachrichten zum Krieg in der Ukraine im Newsticker.

Litauen meldet Luftraumverletzung durch russisches Flugzeug

22.31 Uhr: Litauen hat die Verletzung seines Luftraums durch ein russisches Flugzeug gemeldet. Die nicht näher spezifizierte Maschine der russischen Fluggesellschaft Pobeda sei am 30. Juni abends unerlaubt in den Luftraum des baltischen EU- und Nato-Mitglieds eingedrungen und habe sich etwa eine Minute lang darin aufgehalten, teilte das Außenministerium in Vilnius am Dienstag mit. 

Demnach wurden Vertreter der russischen Botschafter einbestellt und ihnen eine Note überreicht. Dabei seien die zuständigen russischen Behörden aufgefordert worden, eine Erklärung abzugeben und alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um derartige Vorfälle in Zukunft zu verhindern.

Die Luftraumverletzung erfolgte den Angaben zufolge über der Ostsee, als sich das Flugzeug auf dem Weg von Moskau in die an Litauen grenzende russische Exklave grenzenden Kaliningrad befand. Die EU hat ihren Luftraum als Reaktion auf Russlands Angriffskrieg in der Ukraine für russische Flugzeuge gesperrt.

Orban ruft Selenskyj in Kiew zu rascher Waffenruhe mit Russland auf

14.01 Uhr: Bei seinem ersten Besuch in Kiew seit Beginn des Ukraine-Kriegs hat der ungarische Regierungschef Viktor Orban den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zu einer raschen Waffenruhe mit Russland aufgerufen. „Ich habe den Präsidenten aufgefordert, die Möglichkeit einer Waffenruhe schnell in Betracht zu ziehen“, sagte Orban am Dienstag in der ukrainischen Hauptstadt. Diese wäre „zeitlich begrenzt und würde es erlauben, die Friedensverhandlungen zu beschleunigen“. 

Selenskyj hielt dem ungarischen Regierungschef entgegen, sein Land brauche einen „gerechten Frieden“. Orbans Besuch in Kiew zeige die „gemeinsamen europäischen Prioritäten“, „der Ukraine und ganz Europa einen gerechten Frieden zu bringen“. Zugleich rief der ukrainische Staatschef die EU auf, ihre Hilfen für sein Land beizubehalten. Es sei „sehr wichtig für uns alle in Europa, dass Europas Unterstützung für die Ukraine auf einem ausreichenden Niveau bleibt, auch hinsichtlich unserer Verteidigung gegen den russischen Terror“, sagte Selenskyj. 

Ungarn hatte am Montag turnusgemäß die EU-Ratspräsidentschaft bis Ende des Jahres übernommen. Orban unterhält trotz des seit mehr als zwei Jahren währenden russischen Angriffskrieges weiter enge Beziehungen zu Moskau. Sanktionen gegen Russland und Finanzhilfen der EU für Kiew hat Orban mehrfach verzögert. Zudem kritisierte er die Eröffnung der EU-Beitrittsverhandlungen mit der Ukraine.

Russland meldet Zerstörung von fünf ukrainischen Militärflugzeugen

Dienstag, 2. Juli, 11.40 Uhr: Russland hat nach eigenen Angaben bei einem Angriff auf einen Stützpunkt in der Ukraine fünf ukrainische Militärflugzeuge zerstört. Bei einem Raketenangriff auf den Flugplatz nahe der zentralukrainischen Stadt Myrgorod seien fünf einsatzbereite Kampfjets vom Typ SU-27 zerstört worden, erklärte das Verteidigungsministerium in Moskau am Dienstag im Onlinedienst Telegram. Zwei weitere Jets seien beschädigt worden.

Das Ministerium veröffentlichte zudem Aufnahmen, die grauen Rauch über dem Flugplatz und verkohlte Erde zeigten. Die Nachrichtenagentur AFP konnte die Aufnahmen und die Angaben des Ministeriums zunächst nicht überprüfen. Die ukrainische Luftwaffe lehnte einen Kommentar ab.

Bislang kamen Kampfjets in dem Konflikt nur relativ wenig zum Einsatz. Kiew hofft auf die Lieferung von F-16-Kampfjets aus dem Westen. Mehrere Nato-Staaten haben F16-Lieferungen zugesagt und ukrainische Piloten in den vergangenen Monaten an dem Flugzeugmodell ausgebildet.

Moskau meldet weitere Gebietseroberungen in der Ukraine

17.06 Uhr: Das russische Militär hat nach eigenen Angaben zwei Ortschaften im Osten der Ukraine erobert. Einheiten der Gruppierung „West“ hätten die Ortschaft Stepowa Nowoseliwka im Gebiet Charkiw erobert und bessere Stellungen eingenommen, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau am Montag in seinem Lagebericht mit. Zudem sei im Gebiet Donezk die Ortschaft Nowopokrowske erobert worden. Kiew hat den Verlust der beiden Siedlungen offiziell bislang nicht bestätigt. Von unabhängiger Seite waren die Angaben nicht überprüfbar. 

Das dem Verteidigungsministerium in Kiew nahestehende Portal Deepstate hat die Erfolgsmeldungen aus Moskau hingegen teilweise bestätigt. So wird Nowopokrowske dort bereits seit geraumer Zeit als besetzt markiert. Die russischen Truppen sind dort nach dem Fall von Awdijiwka, das die Ukrainer zur Festung ausgebaut hatten, im Vormarsch. 

Stepowa Nowoseliwka nahe der Kleinstadt Kupjansk im Gebiet Charkiw hingegen ist bei Deepstate noch als unter ukrainischer Kontrolle gekennzeichnet. Die russische Armee versucht seit Monaten den im Herbst 2022 bei der ukrainischen Gegenoffensive verloren gegangenen strategisch wichtigen Eisenbahnknoten zurückzuerobern. Russland hatte die Ukraine am 24. Februar 2022 überfallen und besetzte im Zuge des Angriffskrieges Gebiete im Osten und Süden des Landes.

Bundeswehr-Generalleutnant warnt vor russischem Übergriff auf Nato

06.14 Uhr: Vor dem anstehenden Nato-Gipfel in Washington hat der deutsche Befehlshaber des Multinationalen Korps Nordost des Bündnisses, Generalleutnant Jürgen-Joachim von Sandrart, vor einem Übergriff Russlands gewarnt. Moskau habe das Potenzial einen weiteren Konfliktherd zu entfachen, unter anderem auch gegenüber der Nato, sagte von Sandrart der „Welt“ (Montagsausgabe). „Diese Bedrohung ist existent. Und sie wächst mit jedem Tag“, warnte der Bundeswehr-General.

Es seien „längst nicht alle Kräfte Russlands in der Ukraine gebunden“, gab von Sandrart zu Bedenken. „Russland klein zu hoffen und zu denken, das wäre ein existenzieller Fehler“, betonte der Nato-General.

Die Nato sei an der Nordost-Flanke zwar aktuell verteidigungsbereit, sagte von Sandrart. „In dem Maße aber, wie Russland weitere Ressourcen frei machen könnte, weil es zum Beispiel in der Ukraine von Angriff auf Verteidigung der besetzten Gebiete umschalten würde, erhöht sich für andere Flanken und Fronten automatisch die Bedrohung.“ Deswegen „müssen wir dringend und konsequent nachlegen“, forderte der General. 

Es handele sich um einen Wettlauf gegen die Zeit: „Wir müssen vorbereitet sein, bevor Russland rekonstituiert ist.“

Von Sandrart ist verantwortlich für die taktische Führung von Landoperationen an der nordöstlichen Flanke der Allianz. Nato und Bundeswehr müssten die Zeit ohne offenen Konflikt nutzen, „um kriegstauglich zu werden – was am Ende den Krieg verhindern kann“, sagte er in dem Interview.

Der Nato-Gipfel findet vom 9. bis zum 11. Juli in Washington statt. 

Russische Luftangriffe: Ukraine fordert mehr Unterstützung

05.12 Uhr: Freie Hand bei Gegenangriffen und mehr Flugabwehr - angesichts der zunehmenden russischen Luftangriffe der vergangenen Tage hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj von den Verbündeten stärkere Unterstützung gefordert. „Je eher die Welt uns hilft, mit den russischen Kampfflugzeugen, die diese Bomben abwerfen, fertig zu werden, je eher wir die russische militärische Infrastruktur, die russischen Militärflugplätze angreifen können, desto näher sind wir dem Frieden“, sagte Selenskyj gestern in seiner abendlichen Videoansprache.

Das ukrainische Militär fordert vom Westen schon seit Längerem die Erlaubnis, russische Stellungen und Luftwaffenstützpunkte weit hinter der Front mit schweren Waffen angreifen zu dürfen. Bisher darf die Armee die von Verbündeten gelieferten Waffen und die Munition lediglich im frontnahen Bereich und im Grenzgebiet zu Russland einsetzen. Für Angriffe im russischen Hinterland sind die ukrainischen Streitkräfte bisher auf Drohnen aus eigener Produktion angewiesen, die bei Weitem nicht so wirksam sind wie Raketen oder Marschflugkörper.

Heusgen wirbt vor Nato-Gipfel für Beitrittsperspektive der Ukraine

Montag, 01. Juli, 03.50 Uhr: Vor dem Nato-Gipfel in Washington in der kommenden Woche hat der Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz, Christoph Heusgen, eine Beitrittsperspektive für die Ukraine gefordert. Er sei überzeugt, dass längerfristig „nur eine Nato-Mitgliedschaft der Ukraine eine langfristige Aussicht auf Frieden bietet“, sagte Heusgen der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ und dem Bonner „General-Anzeiger“ (Montag).

Vereinbarungen mit Russland seien „nicht das Papier wert, auf das Putin seine Unterschrift setzt“, betonte Heusgen. Diese bittere Erfahrung hätte die Ukraine bereits machen müssen. Das Thema stehe nicht auf der Tagesordnung des vom 9. bis zum 11. Juli in Washington stattfindenden Nato-Gipfels, doch sei für die Ukraine eine Nato-Mitgliedschaft „die einzige Versicherung“, bekräftigte Heusgen.

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2022-11-02T08:26:08Z dg43tfdfdgfd