10-JäHRIGE NORWEGERIN SCHLäFT SEIT JAHREN NUR DRAUßEN

Während andere Kinder vor dem Schlafengehen ihr Zimmer aufräumen, muss Marie manchmal den Schnee von ihrem Schlafplatz wegschaufeln.

Angefangen hat es während der Corona-Pandemie, als der Lehrer ihres Bruders (13) vorschlug, zum Schutz vor einer Ansteckung mit dem Virus im Freien zu schlafen. Da sie ihrem großen Bruder um nichts nachstehen wollte, wollte die damals 7-jährige Marie unbedingt mitmachen. Doch während der Bruder nach zwei Nächten wieder ins Haus zurückkehrte, blieb die kleine Schwester hart und schlief weiter draußen – zu jeder Jahreszeit, ganz gleich, ob es stürmt oder auch schneit.

Dazu muss man wissen: Die Familie wohnt in der Region Troms-Finnmark ganz im Norden Norwegens. Im Winter hat es dort auch tagsüber selten über Null Grad Celsius, nachts kühlt es auf bis zu Minus 30 Grad ab.

"Wenn sich Marie etwas in den Kopf setzt, bringt sie es immer auch zu Ende", erzählt Mutter Tina Heiskel im norwegischen Fernsehen schmunzelnd über ihre Tochter. "Wir müssen sagen, dass wir ein wenig stolz auf sie sind", sagt Papa Stian und fügt hinzu: "Wenn wir morgens rausgehen und sie wecken, müssen wir oft den Schnee vom Biwaksack wegfegen, um sie darunter im Schlafsack zu finden".

Die 10-Jährige Marie, die an Asthma leidet, betont, dass es ihrem Körper und ihrer Gesundheit gut tut, draußen an der frischen Luft zu liegen: "Nachdem ich angefangen habe, draußen zu schlafen, wurde mein Immunsystem viel stärker. Aber wenn ich krank werde, gehe ich rein ins Bett". Nachsatz: Das sei bisher aber nicht oft passiert. Ihre Schulfreunde seien viel öfter krank als sie.

Sorgen macht sich ihre Mutter keine, wie sie erzählt. Ihre Tochter habe so eine starke Willenskraft, sie könnte es ihr sowieso nicht ausreden. Als Eltern sorgen sie natürlich dafür, dass sie alles hat, was sie für die Kälte braucht: Vom Biwaksack für Outdoor-Abenteurer als äußere Schutzschicht vor Wind und Nässe bis zum Schlafsack, verschiedene Decken und Polster im Inneren ist für alles gesorgt.

Zwar gibt es auch viele Bären und Elche in der Region, aber Bär sei bisher noch keiner in die Nähe des Hauses gekommen. Und ihr Papa betont, dass sie vor Elchen keine Angst haben müsse, denn Elche können keine Treppen steigen. Die Verandatür wäre im Ernstfall ja nicht weit. Außerdem passt ihr Hund Bivdi meistens auf sie auf. Eines Nachts wachte Marie auf, da sie etwas am Kopf kratzte. Als sie den Kopf berührte, flog ein Vogel weg. "Es war ein bisschen beängstigend", gibt Marie zu, will aber trotzdem weiterhin draußen schlafen.

Die norwegische Medizinerin Anne Spurkland, Spezialistin für Immunologie, hält es prinzipiell nicht für falsch, draußen zu schlafen. Es komme natürlich auf die Umstände drauf an. Die kalte Luft im Freien könne die Ausprägung von Asthma auf jeden Fall abschwächen. Umgekehrt könnte großer Pollenflug im Frühling und Sommer allergische Reaktionen verstärken. Für das Immunsystem sei es jedenfalls gut, viel Kontakt zur Natur zu haben. Bei einer akuten Erkrankung sei es aber sicher besser, sich im Haus zu erholen. Genau so, wie Marie es seit drei Jahren macht. Und sie hat noch nicht vor, aufzugeben.

2024-05-08T06:10:59Z dg43tfdfdgfd