SPRITZEN-STREIT GEHT IN DIE NäCHSTE RUNDE

Erneuter Vorstoß: Gesundheitsminister, Apothekerkammer sowie ÖGK u. a. fordern angesichts geringer Impfraten, dass auch die mehr als 2000 dafür ausgebildeten Apotheker stechen dürfen. ÖVP und Ärztekammer sind strikt dagegen. 

Österreich ist impfmüde. Das war gestern Thema bei einer Veranstaltung der Apothekerkammer, der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), Patientenanwaltschaft und Seniorenvertretern. Eine breite Phalanx, die für das Impfen durch Apotheker eintritt. Prominente Rückendeckung gibt es durch Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne), der gestern krankheitsbedingt fehlte.

„Es ist eine internationale Erfolgsgeschichte“, argumentierte Apothekerkammer-Präsidentin Ulrike Mursch-Edlmayr im Sinne des Impfens durch ihre Zunft. ÖGK-Vizeobmann Andreas Huss meinte, es sei nur eine Frage der Zeit, bis der Widerstand dagegen breche.

Auch Minister für den Stich in Apotheken

Mehr als 2000 Apotheker verfügten über eine Ausbildung im Bereich Impfen nach internationalen Standards und dies sei auch vom Impfgremium anerkannt. Aus dem Ministerium von Rauch hieß es auf Nachfrage, man hoffe sehr auf baldige Einigung pro Apotheken.

Woran es politisch scheitere, schließlich hängt das Thema schon lange in der Warteschleife?  Hier verweist man auf den Koalitionspartner. Die ÖVP.  Die würde blockieren und so würde das Thema im Gesundheitsausschuss immer wieder vertagt.

Kanzlerpartei stützt die MedizinerDabei würden die Arztpraxen kein ausreichendes niederschwelliges Angebot anbieten können, so die Erfahrungen aus der Patienten- und Pflegeanwaltschaft. Dies sei eben auch ein Grund für die niedrigen Impfraten, sagt auch ÖGK-Boss Huss. Woher jedoch die generelle Impfskepsis- bzw. Müdigkeit kommt? „Das hat sicher auch mit Corona und den damit einhergehenden Falschinformationen aus diversen Bereichen zu tun“, heißt es aus Rauchs Ministerium.

Ärztekammer hält an Monopol fest

Daher habe man auch umfassende Impfkampagnen lanciert. Die Ärztekammer indes beharrt auf ihrem Injektionsmonopol. Auf Nachfrage der „Krone“ sagt Kammerpräsident Johannes Steinhart. „Die Impftätigkeit, die auch gutem Grund eine ärztliche Tätigkeit ist, ist weit mehr als nur ein Stich.“ Es gehe auch um den Umgang mit den Patienten, um die Qualität. So sieht das auch Steinharts Kollege Rudolf Schmitzberger.

„Wenn Sie krank sind, wollen Sie ja auch von einem Arzt behandelt werden. Und nicht von jemandem, der einen Schnellsiedekurs fürs Impfen gemacht hat.“ Vielmehr wünsche sich die Kämmerer ein verstärktes kostenloses Angebot, etwa bei Kinderimpfprogrammen. Oder den Wegfall von Selbstbehalten.   

Nicht Möglichkeiten, sondern Bereitschaft fehlt?

ÖVP-Gesundheitssprecher Josef Smolle ist aufseiten der Ärztekammer. „Apotheker leisten großartige Arbeit. Aber für Impfungen ist eine weitere Ausbildung nötig, es können Schockreaktionen auftreten“, sagt Smolle, selbst Mediziner. Zudem mangele es in Österreich nicht an Impfmöglichkeiten, sondern an der Impfbereitschaft. Bei diesen kontroversiellen Standpunkten scheint eine gütliche Einigung in weiter Ferne.

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