DER WEG ZUM WOHNEN: GROßES INTERESSE BEIM WOHNBAUGIPFEL IN KUFSTEIN

Der Weg zum Wohnen: Großes Interesse beim Wohnbaugipfel in Kufstein

Beim Wohnbaugipfel in Kufstein diskutierten Politik, Behörden und Wohnbauträger über Systemfehler, Ungerechtigkeiten und Optionen. Zwei Podien, ein Leid.

Kufstein – Das Interesse war groß. Bevor das Land Tirol im Herbst zum großen Wohnbausymposium laden will, versammelten sich am Donnerstag bereits in Kufstein rund 100 Vertreter von Wohnbaugenossenschaften, Politik und Behörden im Kultur Quartier, um über Probleme und Lösungsansätze rund um leistbares Wohnen in Tirol zu diskutieren. In zwei separaten Runden durften Gemeinnützige und freie Wohnbauträger dabei ihre Sicht der Dinge darlegen – und berichteten von ihren Leiden.

Florian Unterberger (Unterberger Immobilien) bemängelte unterschiedliche Regelungen in den Gemeinden, etwa bei der Quote für leistbare Wohneinheiten. „Alles, was wir Gewerblichen für den gemeinnützigen Wohnbau zur Verfügung stellen müssen, kommt beim Preis der frei finanzierten Wohnungen obendrauf. Es ist eine zusätzliche Bürde, die wir dem klassischen Mittelstand auferlegen“, resümierte er mit Blick auf die Vertragsraumordnung.

Angeprangert wurden vielfach bürokratischer Aufwand und „überbordende Vorschreibungen“. „Wir müssen Dinge bauen, die uns politisch auferlegt werden, die aber unsere Nutzer nicht brauchen. Das kostet Geld“, meinte Ralph Lagler (Bodner Immobilien). Ein Spielplatz, der „im schlechtesten Fall nur als Katzenklo genutzt wird, aber trotzdem gewartet werden muss“ (Christoph Hörhager, SCHWARZWEISS Immobilien), oder Stellplätze für Autos, die in einer Tiefgarage die Kosten enorm in die Höhe treiben. Lagler sprach von 30 Prozent der Baukosten, die unterirdisch entstehen.

Parkplatzvorschreibungen missfallen auch den gemeinnützigen Wohnbauträgern. Stellplätze im Parterre anzusiedeln würde höhere Gebäude voraussetzen – was speziell in kleineren Gemeinden oft auf Ablehnung stößt. „Es muss heute möglich sein, dass man leistbaren Wohnbau viergeschoßig macht“, plädierte Alexander Zlotek (Alpenländische) dafür, über die Vertragsraumordnung zu ermöglichen, Grundstücke „leichter und schneller zu bebauen“.

Von den mehr als 20.000 Wohnungen der Neuen Heimat Tirol seien knapp ein Viertel Eigentumswohnungen, erläuterte Heidi Geisler (NHT). Man wolle hier mehr Angebot schaffen, die Nachfrage der Gemeinden habe sich in den vergangenen Jahren aber auf Mietwohnungen konzentriert. Dietmar Waldeck (GHS Wohnbau) machte dies leicht nachvollziehbar, bringen sie doch den Kommunen Vorteile: Meist hat die Gemeinde das Vergaberecht. „Wenn eine Familie auszieht, ist eine Starterwohnung frei. Wenn eine Eigentumswohnung verkauft ist, ist sie weg vom Markt.“

Wer kann sich Eigentum überhaupt noch leisten? Seit die Banken an den Vergaberichtlinien von Krediten geschraubt haben, immer weniger. Als erfolgreich habe sich für die WE Wohnungseigentum das Modell der Miet-Kauf-Wohnungen erwiesen, berichtete Christian Nigg (WE) von einer Verkaufsquote von zwei Dritteln.

Setzen die Gemeinnützigen wegen der gestiegenen Baukosten derzeit Projekte aus, wollte BM Martin Krumschnabel als Moderator am Podium wissen? Nigg (WE): „Es werden Projekte zurückgestellt, teilweise nicht für Monate, sondern Jahre.“ Geisler (NHT): „Wir fahren mit unserem Bauvolumen durch. Aber es ist ein sehr enges Korsett, in dem wir uns bewegen.“ Zlotek (Alpenländische): „Wir sind derzeit sehr vorsichtig dabei, Projekte zu realisieren. Die Mehrkosten folgen uns die nächsten 25 bis 30 Jahre.“

2023-05-25T15:34:59Z dg43tfdfdgfd