Die Rotorengeräusche des Einsatzhubschraubers schallen über die Stadt. Im Sekundentakt werden Bilder aus dem Cockpit in die mobile Einsatzzentrale – einen Polizeibus – geschickt, um das Gebiet großräumig im Blick zu behalten. Erst dann rückt die Schnelle Interventionsgruppe in enger Formation vor und positioniert sich, um im entscheidenden Moment eingreifen zu können.
Als sich die Einsatzkräfte der WEGA mit der Diensthundeeinheit in das Gebäude vorarbeiten, verlieren die Täter endgültig die Nerven und stürzen aus dem Hintereingang. Sie kommen jedoch nur wenige Meter weit.
Denn die Einsatzkräfte der verschiedenen Spezialeinheiten arbeiten Hand in Hand und sind perfekt aufeinander abgestimmt. Selbst dann, wenn es sich beim „Einsatz“ in Korneuburg (NÖ) am Freitagvormittag bloß um eine Übungsannahme handelt.
Doch gerade das Training unter realistischen Bedingungen ist es, was Interventionsgruppen, Bereitschaftseinheiten, Polizeihundeeinheit und WEGA ermöglicht, im Ernstfall zusammenschweißt – weshalb man jetzt im Industriegebiet von Korneuburg erstmals einen eigenen Übungsstützpunkt geschaffen hat.
„Ein solches Übungsobjekt haben wir uns schon lange gewünscht“, sagt Bundespolizeidirektor Michael Takacs. Bisher hatten die Spezialeinheiten – im Gegensatz zu den lokalen Einsatzkräften, die in mehreren Einsatztrainingszentren in ganz Österreich auf ihren Berufsalltag vorbereitet werden – keinen dauerhaften Stützpunkt für Trainings. Die Orte für die Übungsszenarien ergaben sich vielmehr nach Gelegenheit, zum Beispiel wurde in Abrissgebäuden trainiert.
Nun können die Einsatzkräfte auf dem Gelände in Korneuburg, das zuvor vom Bundesministerium für Inneres als Asylunterkunft genutzt wurde, ganzjährig trainieren. Die Lage nahe an Wien und dennoch fernab vom Wohngebiet ist für diese Zwecke ideal. „Solche Objekte sind nicht leicht zu finden“, macht Takacs bewusst.
Es bestehe also kein Grund zur Beunruhigung, wenn im Industriegebiet Ost der Einsatzhubschrauber zu sehen ist oder Einsatzkräfte vorrücken. „Korneuburg wird nicht unsicherer, sondern sicherer“, betont Takacs.
Trainiert werden kann in dem Gebäudekomplex sieben Tage die Woche und rund um die Uhr, um auch nächtliche Einsätze simulieren zu können. Und weil auch Polizisten nur Gewohnheitstiere sind, werden die Räumlichkeiten laufend adaptiert, um neue Herausforderungen zu schaffen – und um die Teilnehmerinnen und Teilnehmer künstlich in Stresssituationen zu versetzen.
So wie bei einer weiteren Übungsannahme, die diesmal im Gebäude durchgeführt wurde. Mit roten Übungswaffen im Anschlag wurde ein Verdächtiger – übrigens selbst Polizist – in einem Raum von WEGA-Beamten gestellt. Ein Diensthund brachte den Täter zur Strecke. Ein Szenario, das an actiongeladene Filme und Serien erinnert – im Alltag der Sondereinheiten jedoch jeden Tag passieren könnte.
2025-01-10T19:50:18Z